Fotos: Beata Szparagowska (Meakusma)
Für ein Festival seiner Größenordnung gibt es auf dem Meakusma allerhand zu verpassen. Bisweilen konkurrieren hier entspannte Fourth World-Vibes-Vibes mit klassischem House, analogem Synthesizer-Gefrickel, satten Dubs und multimedialen Performances – alles zur selben Zeit, alles kaum mehr als 20 Meter voneinander entfernt. Es ist ein erschlagendes Angebot auf kleinstem Raum, das Seinesgleichen sucht und so schnell nicht finden dürfte.
Das aber ist noch nicht alles, was das Meakusma zu einer kleinen Anomalie im kontinentaleuropäischen Festivalgeschehen macht. Das zeigt sich allein am Veranstaltungsort, Eupen. Auf halbem Weg zwischen Lüttich und Aachen gelegen, bietet der Regierungssitz der deutschsprachigen Gemeinschaft in Belgien seinen rund 19.000 EinwohnerInnen die Nähe zur Großstadt und die Beschaulichkeit des Kleinstadtlebens zugleich.
Der Alte Schlachthof, in dem an diesem verregneten Septemberwochenende auch das Meakusma unterkommt, ist eine der wenigen subkulturellen Gaststätten. Wer feiern will, tut das in den jeweils rund 20 Autominuten entfernten Städten. Umgekehrt rekrutiert sich das Publikum des Meakusmuas weniger aus der regionalen Szene, sondern kommt aus den nahegelegenen belgischen Großstädten oder dem Ruhrgebiet. Auch im zweiten Jahr heißt das: Wer hier ist, kommt nicht wegen des Spektakels. Sondern der Musik wegen. Und von der gibt es mehr als genug.
Am Freitagabend eröffnet zuerst der mit Kissen ausgelegte und von Topfpflanzen gesäumte Heuboden, der während des gesamten Festivals von DJs aus dem Kader des Internet-Radios Dublab bespielt wird und das gesamte Wochenende über für heimelige Plattenunterhaltung wie auch Artist Talks mit etwa dem Theoretiker David Toop oder live eingespieltem Drone-Free Jazz der Marke Axel Dörner geöffnet bleibt, bevor /dj rupture am Sonntagabend mit einer gewohnt eklektischen Mischung aus Bass-Musik und internationalen Einsprengseln das Licht aus macht.
Auf dem Heuboden wird meistens gesessen, manchmal auch gelegen und nur bei absoluten Hits getanzt. Kurz vor Schluss bringen Optik & Matalla noch mit einem im Sitzen abgelieferten B2B und schneidigen Italo-Cuts Bewegung in die kleine Gruppe auf dem geschätzt 40 Quadratmeter großen Teppichboden, der als Dancefloor fungiert. Nicht selten liegt ein schwerer, süßlicher Geruch über dem Floor, den verkifften Sounds entsprechend.
Direkt daneben wird am Samstag mit dem 54 Sound System ein mehr als schweres Geschütz aufgefahren. Trotz der immer noch durchwachsenen Wetterlage versammeln sich hier einige Heads, um etwa dem Blazer Sound System dabei zuzuhören, wie es verknisterte Donuts durch die imposante, buchstäbliche Wall of Sound laufen zu lassen oder der mehrköpfigen Georgia Big Band, die in reduzierter Form zum Stamm des Meakusma-Labels gehört, bei entrückten Experimenten zuzuhören. Ob auf dem Heuboden oder auf dem Hinterhof auf matschigem Grund: das musikalische Rahmenprogramm stellt dem eigentlichen Kern des Line-Ups eine unaufgeregte Alternative beiseite für alle, die aus dem Gedränge im Innern des Schlachthofs raus und in die wattige Komfortzone tiefenentspannter Listening Music reinwollen.