2010 trafen sich Steffi und Virginia erstmals bei einer privaten Dinnerparty einer gemeinsamen Freundin in Berlin. Man trank zusammen Rotwein und nerdete über Drexciya und holländischen Electro ab. Virginia erinnert sich an den Abend noch gut: „Ich hatte zu der Zeit mit Auflegen und elektronischer Musik so gut wie nichts mehr am Hut. Ich war mit Nena auf Tournee und hatte sonst, wenn ich Songideen und Skizzen hatte, diese mit mit einem anderen Engineer oder Produzenten ausgearbeitet. Ich fand es faszinierend, wie Steffi sich ihr eigenes Studio aufgebaut hatte und sich so gut mit Produktionen auskannte. Wir haben uns dann öfter getroffen, zusammen Musik gehört und irgendwann fragte sie nur: Was machst du eigentlich mit all deinen Platten, wenn du sie nicht auflegst?“ Steffi plante gerade ihr erstes Album Yours & Mine. Man traf sich im Studio zum Jammen und produzierte auf Anhieb den Hit „Yours“. Eine magische Zusammenkunft.
„Ich hatte überhaupt keine Vorstellung, was für Vocals ich für den Track haben wollte“, erinnert sich Steffi, „Dann fing Virginia an zu singen: I always want you by my side, baby. Das war so unfassbar, ich konnte gar nicht glauben, was da passierte.“ Der Track schlug massiv ein und gilt heute noch immer als eine der großen Perlen des Deephouse-Booms Anfang des Jahrzehnts. Virginia bekam in der Zwischenzeit ihren ersten DJ-Gig in der Panorama Bar („Ich konnte eine Woche lang vor Aufregung nicht schlafen.“) und etablierte zugleich ihre mittlerweile weltweit geschätzten Vocal-Performances, die sie zu ihren Sets bringt.
Stream: Steffi feat. Virginia – Yours
Fierce For The Night ist der vorläufige Höhepunkt ihrer Beziehung und langjährigen Zusammenarbeit. „Steffi ist ein wandelndes Musiklexikon und ist auf der technischen Seite unglaublich versiert. Nicht nur ihre Skills, was Produktionen angeht. Sie kann beim DJ-Set sogar einen Kaugummi und einen Schuh ineinandermixen“, sagt Virginia begeistert. Und Steffi schätzt an Virginia ihre leidenschaftliche Kreativität, Musikalität, positive Energie und „unglaubliche Bühnenpräsenz“. Gemeinsam mit Dexter und Martyn wurde das Album eine „Familienangelegenheit“. Vier Individuen, die mit ihren unterschiedlichen Expertisen und Einflüssen viele Bereiche abdecken können, demokratisch über Entschlüsse diskutieren (auch wenn das manchmal länger dauert) und dennoch die anderen machen lassen, wenn man selber nichts Besseres beizutragen hat.
Der homogene Sound von Fierce For The Night beweist das. Ein angerauter, klassischer, Pop- und Clubgeschichte inhalierender, fein produzierter Sound ist hier entstanden. In jedem Track ist die Handschrift der vier Musiker wiederzufinden. Die Referenzen im Spektrum schlagen weiter aus als bei klassischen Club-LPs – mit Boogie, Funk, Electro, Soul, UK Bass, Prince, Breakbeat und Disco –, nach 20 Jahren Auflegen und Houseproduktionen reizt es alle Protagonisten, ihre Komfortzonen zu verlassen, ihren Output abseits des klassischen Dancefloors zu testen, denn dass sie das können, müssen sie keinem mehr beweisen. Die ersten Festival-Bookings stehen und vor allem Virginia freut sich, mit ihren drei Mitstreitern „wie mit einer richtigen Band unterwegs zu sein. Gemeinsam auf den Soundcheck warten, backstage chillen, stets an der Performance feilen, besser werden.