Foto: Marie Staggat (Cinthie)
Zuerst erschienen in Groove 163 (November/Dezember 2016)
DJ Steaw ist ein Franzose, der, obwohl so ziemlich jeder momentan seine Sachen spielt, noch immer ein Geheimtipp ist. Ich hab seine Musik 2009 mit seiner “Sweetless EP” auf Qalomota Records entdeckt. Seine Produktionen sind immer on point, da gibt es keine Lückenfüller, jeder Track ist ein Banger. Er erschafft mit wenigen Elementen einen wahnsinnigen Groove, vor Kurzem hat er einen Track auf My Love Is Underground rausgebracht, da kommt er rüber wie der junge Kerri Chandler.
Steaw ist einer der wenigen Produzenten, von denen ich die Platten blind kaufe. Sein Genre ist schwer zu fassen, er ist ein bisschen wie Borrowed Identity, kann sowohl einen Discotrack machen, aber auch Techno oder deepen House. Ich würde seine Musik als French House beschreiben – raw und ein bisschen 90s-mäßig. Für meine eigenen Produktionen habe ich durch ihn viel über Arrangement gelernt. Wir sind soundtechnisch auf einer Wellenlänge, sehr housy und nach vorne.
Stream: DJ Steak – Slapcast029
Das erste Mal haben wir uns persönlich vor zwei Jahren in Paris getroffen, wo er mit seiner Labelcrew von Rutilance auf der Fête de la Musique aufgelegt hat. Wir haben uns auf Anhieb super verstanden, seitdem tauschen wir uns über neue Tracks aus, schicken uns unsere Produktionen und machen gemeinsame Labelnächte. Steaw ist zum gleichen Teil DJ und Produzent. Wie seine Produktionen ist auch sein Mixing total on point – es geht nicht darum, wie eine Jukebox Tracks aneinanderzureihen. Steaw kennt seine Platten im Detail, da hört das eine Element auf und zack, kommt das andere von der nächsten Platte.
Komischerweise passiert immer, wenn wir Back-to-back spielen, irgendwas Unvorhergesehenes. Beim ersten Mal in Nantes kamen meine Platten mit dem Flieger nicht an, sodass ich freestylemäßig mit Steaws Platten auflegen musste – was erstaunlich gut funktioniert hat! Beim zweiten Mal in Paris haben die Veranstalter einen brandneuen Rotary-Mixer organisiert, ein Prototyp von einer neuen Firma aus England. Keiner von uns wusste, wie das Ding funktioniert, das war echt witzig – irgendwas geht eben immer schief, wenn wir zusammen auflegen.