Fotos: Carolin Saage (Holzmarkt25). Zuerst erschienen in Groove 167 (Juli/August 2017).
Der Holzmarkt25 ist eröffnet. Aus einem Club, der ehemaligen Bar25 und ihren Kater-Nachfolgern, wächst ein Berliner Kulturkiez. Kann das klappen? Ein Rundgang mit Lotta und Johannes, die das Katerblau betreiben.
Zu sehen gibt es einiges von der Terrasse, ganz oben auf dem östlichen Teil des Gebäudes. Die Spree fließt elegant Richtung Mitte, die S-Bahn fährt im weiten Schwung vorbei, die Wolken türmen sich am Himmel, der Fernsehturm, der Berlin einen Hauch von Skyline verleiht, blinkt rüber. Aber Lotta, rote Trainingshose, rosa Steppjacke, weiße Weltraumstiefel, schaut nur senkrecht nach unten – auf die Steine des Dorfplatzes. „Ey, die sind echt schön geworden.“
An den Steinen haben sie bis zuletzt geklopft, als am 1. Mai der Holzmarkt eröffnet wurde. Nach fünf Jahren Planung wird ihr großes Projekt fertig. Es ist keine große Übertreibung, wenn man behauptet, dass hier eine der spannendsten Baustellen des Landes in den letzten Zügen liegt. Die Bäckerei ist schon in Betrieb, Restaurant und Club sowieso, die Kinder toben schon lange im Ultimo, so hat das Kinderparlament die Kita genannt. Ein paar Produzenten wie Oliver Koletzki oder Acid Pauli haben ihre Studios bezogen. Die Artisten-Truppe von Birdmilk Collective trainiert schon, der Chiropraktiker einen Stock drüber renkt sie wieder ein, wenn es denn nötig sein sollte. „Praktisch: Der konnte sich auch gleich um die Bauarbeiter kümmern“, sagt Johannes bei einem Rundgang über das Gelände.
Für die Holzmarkt-Crew sind es Tage der Wahrheit. Sie wagen sich da schon weit nach draußen. Es gibt Clubs, die gründen ein Label, andere eine Booking-Agentur. Viele organisieren Festivals. Manche schaffen es, das Haus, in dem sie sind, zu kaufen. Das Berghain ist so ein Fall. Aber gleich einen ganzen Kiez auf 12.000 Quadratmetern zu gestalten und mit Leben zu füllen, so wie das auf dem Holzmarkt gerade geschieht, das sollte schon ziemlich einmalig sein. Vor allem wenn man sich ins Gedächtnis ruft, was hier nicht steht. Und das sind sechs Büroblocks und ein Hochhaus. Die hätten nämlich eigentlich auf das Filetgrundstück, wie man solche Ecken im Investorendeutsch nennt, kommen sollen. Das war der Stand, als das Bar25-Kollektiv das Gelände 2010 verlassen musste. So hatte es der Investor geplant. Mit dem Liegenschaftsfonds, der das Gelände für die Berliner Stadtreinigung verkaufen sollte, war man schon einig. Der Bebauungsplan stand. Vor allem Büros, ein Hotel, bisschen Gastro und ein paar Wohnungen sah der vor.