Die London-Berliner Fernbeziehung Paco Sala zieht auf The Silent Season (Denovali) einen körnig dreckigen Lo-Fi Sound aus verkabelter Vintage-Ware wie dem Korg MS-10, hat aber auch keine Scheu, neuere, virtuell analoge Synthesizer zu verwenden wie die Retromaschine Korg MS2000 oder den Roland JP-8000, dessen „Supersaw“-Sound auf ungefähr jeder Trance-Platte der Neunziger zu hören ist. Dieser Hardware sind auf dem Album jeweils eigene Tracks gewidmet, die sich in eher ambienten Bereichen bewegen und dem überaus eigenwilligen aber dabei doch seltsam eingängigen Electro-Pop des Duos abpuffern und einen Rahmen geben.
Stream: Paco Sala – MS2000R workout nmbr 1
Loke Rahbek, Chef des Kopenhagener Plattenladen & Tape-Labels Posh Isolation wringt aus seinen Maschinen Klänge von industrieller Starre und metallener Schroffheit. Auf City Of Women (Editions Mego) beweist er sich mal wieder als Metalhead unter den Modulknöpfchendrehern. Dass er auf dem ersten Album unter seinem eigenen Namen auch intime Momente der Schönheit und des Friedens zulassen lässt das Album allerdings aus seiner riesigen Diskografie unter zig Pseudonymen deutlich herausragen.
Stream: Loke Rahbek – A Mess of Love
Auch der Londoner Jake Marshall veröffentlicht auf Tape. Freshwater (Proto Sites), sein Debütalbum, pflegt eine deutlich strengere Sichtweise von Synthesizerklängen. Sie sind ihm beinahe reines Signal, und zwar Signal im ganz ursprünglichen informationstheoretischen Sinn als Träger von Bedeutung, als Warnsirene und sei es nur mit dem Aufmerksamkeit einfordernden Inhalt: „Achtung, hier passiert gerade etwas“.
Stream: Jake Marshall – Fresh Water (Excerpts)
Bei Kilchhofer/Hainbach übersetzt sich der Kabelsalat dagegen in verspielt leichte Electronica. Acosta (Marionette) pluckert und quietscht fröhlich vor sich her. Hin und wieder gesellen sich kleine Beats hinzu. Das Ganze hat kein höheres Ziel, keinen Zweck als den Trip selbst – und der könnte angenehmer kaum sein.
Stream: Kilchhofer – Russ
