burger
burger
burger

Zeitgeschichten: Dance Mania

Zeitgeschichten: Dance Mania

- Advertisement -
- Advertisement -

Mehr als zehn Jahre ist es her, dass Dance Mania seine letzte Platte herausgebracht hat. Inzwischen hast du das Label wiederbelebt. Wie kam es dazu?
Der Inhaber von Dance Mania gab mir die Erlaubnis, den Katalog auszuwerten. Seitdem haben haben DJ Deeon, Slugo und ich in Chicago auch wieder Partys unter dem Dance Mania-Banner veranstaltet. Eine Compilation habe ich auch schon zusammengestellt. Dafür habe ich sämtliche Tracks neu gemastert. Nach und nach will ich den gesamten Katalog von Dance Mania wiederveröffentlichen, teilweise für umsonst. Bezahlen muss man nur dann, wenn man Wav-Dateien oder höherwertige MP3s will. So können die Leute all das, was sie interessiert, erst einmal gratis hören. Für die Sammler möchte ich auch einige Sachen auf Vinyl wiederveröffentlichen. Es ist allerdings gar nicht so nicht leicht, an all die Tracks heranzukommen. Wo sind die Master? Das ist immer die erste Frage. Dann müssen wir die Produzenten finden, um den Papierkram abzuklären. DJ Deeon und ich haben neulich besprochen, dass wir einfach diejenigen Leute kontaktieren, die wir ausfindig machen können und ansonsten erst einmal alles bei YouTube hochladen. Vielleicht meldet sich ja jemand. So wollen wir dann Schritt für Schritt einen Katalog aufbauen. Ich will das Dance Mania-Erbe bewahren.

Wer war denn der ursprüngliche Inhaber von Dance Mania?
Formal gehört die Firma immer noch Ray Barney. Der übernahm das Label nach kurzer Zeit von Jesse Saunders. Schon Ray Barneys Vater ist seit den fünfziger Jahren im Musikgeschäft gewesen. Er besaß zwei Vertriebsfirmen – Barney’s Records und Barney’s One Stop. Die hat Ray irgendwann übernommen. Die Barneys haben Generationen und Genres kommen und gehen sehen. Der Vertrieb war ihr Hauptgeschäft, doch daneben besaßen sie einige Plattenlabels. Als ich schließlich bei Dance Mania landete, fand da ein großer Teil meines Lebens statt. Wenn ich dort nicht gerade arbeitete, hing ich einfach rum. Und so habe ich mich oft mit Ray unterhalten. Barney’s Records und Barney’s One Stop waren Großhändler, die kleinere Läden beliefert haben. Als das Kerngeschäft von Barney’s den Bach runter ging, gab Ray die Vertriebsfirmen auf. Das bedeutete gleichzeitig das Ende der Labels, auch von Dance Mania.

Wie bist du zu Dance Mania gekommen?
Bevor ich dort meine erste Platte rausgebracht habe, gab es schon einige Begegnungen. So besaßen die Barneys einen Club. Barney’s hieß der Laden, ich habe dort aufgelegt. Eines Tages, Jahre später, habe ich eine Platte auf eigene Faust gepresst. Die habe ich dann selbst in ganz Chicago vertrieben. Dabei landete ich auch bei Barney’s, wo Ray mir erklärte, dass er mir helfen könnte, wesentlich mehr zu verkaufen. So kam ich als Produzent zu Dance Mania.

Die Ursprünge von Dance Mania waren musikalisch allerdings ganz anders – frühe House-Musik, Jack-Tracks und Acid. Dennoch war der Sound des Labels immer ein wenig härter als der von anderen Labels in jener Zeit. Wie siehst du das?
Du sagst, dass der Sound härter war, ich würde einfach sagen, dass die Tracks fetter waren. Dance Mania war auf seine Weise immer minimal, konzentrierte sich auf die Basics. Das Label gab den Produzenten völlige Freiheit, sie konnten tun und lassen, worauf sie Lust hatten. Man musste keinem Firmenkodex folgen. So lange Ray mit den Platten Geld verdient hat, ging alles.

Typisch war auch, dass in den neunziger Jahren die meisten Dance Mania-Tracks recht kurz waren.
Genau, das waren Tracks, mit denen die DJs arbeiten mussten. Wir haben die Musik mit dem Hintergedanken produziert, dass die DJs zwei oder drei Platten ineinander mixen würden, um etwas eigenes zu erschaffen, etwas energetisches.

In diesem Text

Weiterlesen

Features

[REWIND2024]: So feiert die Post-Corona-Generation

Die Jungen feiern anders, sagen die Alten – aber stimmt das wirklich? Wir haben uns dort umgehört, wo man es lebt: in der Post-Corona-Generation.

[REWIND2024]: Ist das Ritual der Clubnacht noch zeitgemäß?

Hohe Preise, leere Taschen, mediokre Musik, politische Zerwürfnisse – wo steht die Clubkultur am Ende eines ernüchternden Jahres? Die GROOVE-Redaktion lässt das Jahr 2024 Revue passieren.

[REWIND 2024]: Gibt es keine Solidarität in der Clubkultur?

Aslice ist tot. Clubs sperren zu. Und die Techno-Szene postet Herz-Emojis. Dabei bräuchte Clubkultur mehr als solidarische Selbstdarstellung.