Plessow findet jedoch, dass eine Liveumsetzung ein enorm aufwendiges Unternehmen wäre, gerade in der Vorbereitung. Sie seien als DJs viel zu ausgelastet, um ein solches Projekt wirklich seriös angehen zu können. Vermont habe ihn eine Sache gelehrt: „Ich muss mir für meine eigene Musik Zeit nehmen, um den Hunger in mir wieder zu wecken. Wenn ich mit einer bestimmten Art von Musik die ganze Zeit konfrontiert bin, dann habe ich keine Lust, die auch noch selbst zu machen. Ich muss dafür einfach ausbrechen aus diesem DJ-Alltag, der ja auch dadurch bestimmt ist, dass man ständig neue Musik finden muss. Auflegen und selbst Musik machen gleichzeitig geht nicht, da würde ich nicht mein Bestes geben können.“ Aus diesem Grund hat er sich zum Beginn dieses Jahres auf der Schwäbischen Alb in sein Studio zurückgezogen. Zwei Monate will er dort bleiben.

Noch will niemand ein drittes Vermont-Album ankündigen, gerade ist ja erst die zweite LP II fertig geworden. Doch im Gespräch lassen die beiden immer wieder durchblicken, wie sehr man sich auf die neuen Möglichkeiten auf der Schwäbischen Alb freut – einerseits auf das geräumige neue Studio, andererseits auf die neuen Freizeitoptionen außerhalb. Eigentlich hätten die beiden auf der zweiten Platte gerne mehr Gastmusiker dabeigehabt, doch der dichte Terminplan ließ es letztlich nicht zu, dass etwa Todd Terje wie angedacht am Vibrafon zu hören ist. Auch wenn die Idee von Vermont vielleicht nicht ewig weiterzuverfolgen ist, ein drittes Album müsste doch allemal drin sein. Noch klingt die Musik von Vermont ungeachtet aller Harmonia-Reminiszenzen ziemlich einzigartig. Auf II tragen die Stücke wieder Titel wie „Norderney“, „Gebirge“ oder „Ufer“. Es ist Musik, die beim Hören schöne Landschaften entstehen lässt. Sie bewegt sich oft ganz knapp an der Grenze zu funktionaler Chill-out-Musik, überschritten wird diese Grenze aber nie. So einfach die Musik vordergründig ist, immer wieder gibt es neue Details zu entdecken.

Geradezu überwältigend ist etwa auf dem neuen Album die Erhabenheit des Tracks „Ki-Bou“. Weghören ist hier nicht möglich, auch wenn Marcus Worgull ein wenig kokettierend fordert: „Vermont ist Musik, die man nebenbei hören sollte. Um voll konzentriert zuzuhören, ist sie doch ein wenig zu simpel.“

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