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Electric Indigo

Zeitgeschichten

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Wenn dich das Heute mehr interessiert, wie steht’s mit dem Morgen: Glaubst du denn noch an Innovationen in der elektronischen Musik?
Ich finde es immer dann spannend, wenn die gängigen Technoschemata gebrochen werden. Wenn die Erwartungshaltung auf die gerade Bassdrum durchkreuzt und zum Beispiel mit einem Industrial-Flavour verfeinert wird. Aber diese Formen der Grenzüberschreitungen sind für sich genommen auch nichts Neues mehr. Außer aber, wenn du in Richtung 3D gehen willst, wenn du so etwas wie Virtual Reality in einer Komposition verbinden möchtest, da gibt’s sicher noch Innovationspotenzial. Als Produzent_in kann man heute eigentlich alles machen, da gibt es kaum noch Grenzen. Jede_r kann sich dabei im Prozess unendlich verlieren, sodass die wichtigere Frage ist: Wie finde ich einen Weg zur Reduktion?


Stream: Electric IndigoSkyway

Eine Frage, die du für dich mit dem Wechsel von Hard- zur Software beantwortet hast. Dein erstes Release „Skyway/No Headroom“ von 1993 dürfte noch ausschließlich mit Analogsynthesizern entstanden sein. Kannst du dich an deine ersten Studioerfahrungen erinnern, warum wolltest du damals deine eigenen Tracks produzieren?
Die Platte ist zusammen mit Patrick Pulsinger und Erdem Tunakan und deren Equipment entstanden. Das Label EXperimental, das von Damon Wild und Miss Moneypenny geführt wurde, wollte gern einen Release von mir. Ich lernte die New Yorker Clique über Patrick besser kennen, als ich das erste Mal im Limelight auflegte, und verbrachte ein paar Wochen mit ihnen. So ergab eins das andere. Damals war das noch so, dass ich während des Spielens und Aufnehmens erst gelernt habe, wie man das macht – ich hatte ja noch gar kein eigenes Equipment und sehr wenig Studioerfahrung. Wir haben zusammen gejammt und auf DAT aufgenommen. Ich hab Sounds ausgesucht, an Parametern geschraubt, den Stil vorgegeben, aber, soweit ich mich erinnern kann, kaum Sequenzen programmiert. Aber mit diesen hübschen Maschinen zu spielen, hat mich schon enorm gereizt.

Wie hat sich im Laufe der Zeit dein Produktionsprozess bzw. -ansatz, gerade im Vergleich zu den Releases auf deinem eigenen Label indigo:inc, verändert?
Ich hab ewig lang gebraucht, um neben dem intensiven DJ-Programm mein nach und nach angeschafftes Equipment in den Griff zu bekommen. Viele Tracks auf indigo:inc sind aus Livekonzerten entstanden – aus Projekten, die erst mal gar nix mit Club oder Tanzfläche, sondern mit Improvisation mit anderen Musikerinnen zu tun hatten. Es sind editierte Aufnahmen von kleinen Hardware-Sequenzen und Livemodulationen. Die Konzerte waren rein analog, ganz ohne Computer. Für die Platten hab ich das mit dem Rechner aufgenommen und versucht, in Form und endgültigen Klang zu bringen. Und dabei viele Fehler gemacht.

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