Traumprinz – Good Vibrations (Giegling)

ALEX: Ich hab aufgehört, denen zu folgen. Das ist für mich ein gutes Beispiel für Hype. Es ist so overhyped. Ich weiß nicht warum, aber ich folge dem nicht mehr. Auch wenn die Musik wirklich gut ist. Ich meine, ich habe die ersten sechs Platten von ihm. Ich bin cool damit, aber ich möchte nicht mehr hinterherlaufen müssen, um mir die Platten zu holen. Wenn es nicht verfügbar ist, ist das auch okay.
JENNIFER: Ich mag die Giegling-Releases. Sie sind sehr gehyped im Moment, zum Beispiel „The Journey“ von dem Traumprinz-Alias DJ Metatron. Es ist nicht genau mein Sound, aber ich mag es sehr und es ist ein tolles Label. Es macht Spaß, da zuzuschauen. Alles, was sie machen, geht komplett durch die Decke.
ALEX: Es ist wie mit dem Solebox-Turnschuhladen in Berlin. Leute campen vor dem Laden, um an neue Sneaker zu kommen.

„Ich hasse sie nicht. Ich habe einfach keine Lust, ihren Platten hinterher zu rennen!“ – Alex.Do über Giegling

Woran liegt das?
ALEX: Ich weiß es nicht. Ich schätze, es liegt auch daran, dass sich der Produzent hinter Traumprinz versteckt. Er tritt nicht auf und produziert wirklich gute Musik. Das Geheimnisvolle macht es auch beliebt.
JENNIFER: Ja, und jedes Mal wenn ich Konstantin von Giegling sehe, sind er und seine Crew wahnsinnig leidenschaftlich bei dem, was sie machen. Sie sind auch sehr gute DJs. Ehrlich gesagt finde ich sie großartig, mit jeder Art von Musik gehen sie so spielerisch um. Ich mag das sehr.

Gerd, da Alex meinte, dass er aufgehört hat, Giegling-Platten zu kaufen, weil ihm der Hype zu groß ist. Du führst mit Running Back dein eigenes Label. Machen sie deiner Meinung nach alles richtig?
GERD: Natürlich. Auf ihre Weise.
ALEX: Das denke ich auch. Versteht mich nicht falsch. Ich habe einfach keine Lust, ihren Platten hinterherzurennen.

Alex.Do ist als DJ und Produzent Teil der Berliner Dystopian-Crew. 2016 veröffentlichte er die EP Beyond The Black Rainbow auf dem Label, zudem erschien sein Track „Drenched“ auf der Secret Weapons Part 8-Compilation von Innervisions.

GERD: Wie Hans Nieswandt mal sagte: „Der nächste Bus kommt mit Sicherheit.“ Ich denke, der Hype liegt auch darin, wie sie es machen. Ich verstehe dieses Vinyl-Only-Ding, weil es genau das macht, was limitierte Turnschuhe und Popkultur ausmacht. Mein Problem damit ist, dass es eine sehr westliche Art ist, über Musik zu denken. Wenn man in einer Stadt wie Berlin, Paris oder sogar in der Nähe von Frankfurt aufgewachsen ist, waren immer Plattenläden in der Nähe. Darüber hinaus verkaufen Giegling diese Platte nur über Plattenläden, um Discogs-Haie abzuhalten. Auf eine komische Weise ist das sehr romantisch, aber auch totaler Nonsens. Es ist wie Hemingways Der Alte Mann Und Das Meer. Er ist auf dem Meer und versucht, das Wasser mit einer Sandale aus dem Boot zu kriegen. (Gelächter) Und das Boot sinkt. Wenn man es wirklich möchte, kriegt man die Musik natürlich auch auf einem russischen Torrent. Aber ich möchte Musik nicht von einem russischen Torrent. Ich möchte Musik auf Bandcamp, Beatport oder Juno kaufen. Ich zahle gerne für Musik und möchte die beste Qualität.
JENNIFER: Ja, ich auch. Man möchte nicht diese superschlechte Qualität spielen.
GERD: Auf eine eigentümliche Weise füllen Giegling die Lücke, die Dial hinterlassen hat, als sich dort die Interessen verlagerten: musikalisch und durch Haltung. Sie überintellektualisieren Sachen nicht, aber sie sind auch keine typischen Tech-House-Leute. Es hat all diese Kanten und Oberflächen, die Kunst haben sollte. Ich denke, es ist auf eine Weise traditionelle Housemusik, aber Traumprinz hat eine sehr eigene und beeindruckende Handschrift. Auf den ersten Blick ist das schizophrener Vocal House mit disparaten Elementen.

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