Ob als E.R.P. oder unter seinem Convextion-Alias: Gerard Hanson lässt sich für gewöhnlich Zeit. Nach über 20 Jahren hat der US-Amerikaner unter diesen und anderen Pseudonymen lediglich eine Handvoll Releases vorzuweisen, die aber haben es meistens in sich. Mit einer E.R.P.-EP für Solar One Music sowie einer Single als Convextion auf Acido wäre 2016 schon als ergebnisproduktives Jahr zu verbuchen, Hanson aber hatte noch eine Überraschung parat: Mit 2845 lässt er nach zehn Jahren ein zweites Convextion-Album folgen. Das erste bestach mit außerweltlicher Schönheit: Detroit und Dub Techno waren Hansons Blaupausen, seine Interpretation davon großzügig.
Der verspulten, organischen Ästhetik des Genres setzte er ein kühles Understatement entgegen, das an Mille-Plateaux-Releases erinnerte und dennoch emotional aufgeladen war. Den Auftakt von 2845 macht ein vollverloopter 16-Minüter, der klarmacht, dass sich das Warten gelohnt hat. Der behäbige Track bringt alle Qualitäten eines Instant-Klassikers mit. Es blubbert, es flirrt, Flächen heben und senken sich entlang eines sanften Beats. Eine weite, lange Reise zum titelgebenden „New Horizon“, wie sie auch das imposante Albumcover (siehe Seite 10) einfängt. Die allerdings findet bald ihr Ende. Die restlichen sechs Tracks klingen eher nach dem, was Hanson sonst auf sein E.R.P.-Pseudonym auslagert: electroide Sounds, housige und technoide Grooves. Weiter geht es also nah am Boden der Tatsachen – alles aber immer etwas neben der Spur und auf Zeitlosigkeit bedacht, versteht sich.
Die erste „Distant Transmission“ wird nur langsam gen Erde gefunkt, schwere Flächen wogen über bleepigen Synthie-Klängen und einem behutsamen Beat, der sich erst zum Ende des Tracks zu einem mitreißenden Groove verdichtet. Von da an geht es sogleich zackiger weiter: „Saline Moon“ erinnert einerseits an den weichen Electro-Entwurf von The Other People Place, bringt aber andererseits die frische Funkiness früherer Larry-Heard-Produktionen mit sich. Zunehmend steigt Hanson von der Milchstraße in das House That Jack Built herab, lässt dabei jedoch zu keiner Zeit atmosphärische Dichte vermissen. Mit „Flyby“ nimmt er abschließend eine wiederum an Gerald Donald erinnernde Abzweigung in Richtung Techno, die gleichermaßen sperrig wie melancholisch wirkt. Das vorerst letzte Funksignal einer seltenen Sendung, die so frisch und ungewöhnlich klingt wie wenig Vergleichbares. Hanson hat sich keinesfalls grundlos so lange Zeit gelassen. 2845 ist ein mehr als würdiger Nachfolger für sein bahnbrechendes Convextion-Debüt.
Stream: Convextion – 2485 (Previews)