Kein Motherboard ohne Weilheim? Sonnier (Alien Transistor), minimal pluckerndes Debüt des The Notwist-Nebenprojekts You + Your D. Metal Friend besitzt wieder mal all die behaglichen Qualitäten, die die indierockende Stammband und ihre zahlreichen instrumentalen, ambienten bis jazzigen Ableger aus ihren offenbar unendlich tiefen Hosentaschen zu ziehen vermag: Freude am umhertastenden Spiel und in Ruhe begründete Kraft.


Stream: You + Your D. Metal FriendSonnier 6

 


 

Persistenz, Einfühlung und Improvisationstalent kennzeichnet auch die Kollaboration von Masayoshi Fujita & Jan Jelinek. Das zarte Vibraphonhandwerk des Japaners findet in der krautrockerfahren knorrigen Glitch-Kompetenz des Berliners eine wohlmeinende Resonanz. Ihr zweites Album Schaum (Faitiche) dokumentiert ein irrlichternd perfektes Stück distanzierter Freundschaft.


Stream: Masayoshi Fujita & Jan JelinekBotuto

 


 

Treibgut alias Fabian Lanzmaier aus Innsbruck treibt das Spiel mit der Hybridisierung auf die Spitze. Auf seinem Debütalbum Atlas (Heart Of Noise Edition) bleiben – um Derrick Mays berühmtes Zitat zu verbiegen – nicht George Clinton und Kraftwerk im Fahrstuhl stecken, sondern eher Burial und Karlheinz Stockhausen. Wo melancholische Bassmusik, Dubstep-Splitter und Bedroom-R&B Fragmente auf neutönende Filterdrehereien und Elektroakustik treffen ist die Flüchtigkeit und Vorläufigkeit von Begegnungen und Beziehungen erstes Prinzip. Ist das nun der Mainstream der Zukunft?


Stream: TreibgutAtlas

 


 

Die bei solch simultan unterkühlter wie überhitzter Hypermodernität immer mitspielende Überforderung sowie eine forcierte Anonymität sind für den Japaner Serph zum musikalischen Lebensprinzip geworden. So hat er es mit verschiedenen Künstlernamen wie Serph, N-Qia oder Reliq, tatsächlich geschafft seit knapp zehn Jahren zukunftsweisende, von Glitch wie von Footwork beeinflusste, ultramelodische Post-Electronica zu produzieren, ohne über die Veröffentlichungen hinaus je in Erscheinung getreten zu sein – von einem einzigen, als durchaus legendär kolportierten und selbstverständlich maskiert gespielten Liveset in 2014 mal abgesehen. Plus Ultra (Noble/Midi Creative) ist so etwas wie eine „Best-Of“ Kompilation seiner persönlichen Lieblingsstücke, die dann jeweils aber noch einem massiven Transformationsprozess unterworfen wurden, die über reines Editieren deutlich hinausgeht.


Stream: SerphPen On Stapler (Cinematic Version)

 


 

Der Schotte Tom Scholefield alias Konx-om-Pax hat diese Art von Zukunft hinter sich gelassen. Frönte sein Debüt Regional Surrealism auf Planet Mu noch der Ästhetik des Aufmerksamkeitsdefizits in hibbelig aufgetürmter Sample- und Synthesizer-Overload und mikroskopischem Detail-Wildwuchs, so kanalisiert Caramel (Planet Mu) die kleinteilige Vielfalt seiner Quellen in einen vergleichsweise ruhigen und überschaubaren Fluß typisch englischer Bassmusik. Das ist durchaus ein Gewinn, denn seine neuen Klänge finden das perfekte Mittel zwischen der Statik von Pop Ambient und der Dynamik der jüngeren Analogs/Modularynthesizer-Electronica im Spät-Vangelis Modus. Im Gegensatz zu den Festival-Headlinern des Genres lässt Scholefield die Steigerungslogik und Britrave-Extase gerne und oft ins Leere laufen. Von strahlend zu verstrahlt braucht es nur Sekunden.


Stream: Konx-om-PaxCaramel

 


 

Wer sich nach einem Charakter aus Hayao Miyazakis wundervollen Anime-Klassiker „Mein Nachbar Totoro“ nennt, kann keine ganz schlechte Musik machen. Nun, Carolin Masson nennt sich Mei, nach der kleinen Schwester der Hauptprotagonistin. Partura (UOVOOO) ist ihr Debüt auf dem jüngst gegründeten Label des Glitch-Electronica-Pioniers Markus Popp (wohl erheblich besser bekannt als Oval). Die Verbindung von modernistisch abstrahierter, zersplitterter Beatarbeit und Massons björkoid bis roisin-murphy-haft krächzknödelnder Stimme ist nicht extrem originell, überzeugt aber dennoch unmittelbar als aktuelle Trip-Hop Inkarnation ähnlich wie zuletzt Natalie Beridze oder Tujiko Noriko.


Video: MeiFeles

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