Foto: Presse/Smirnoff (Michael Mayer/Weval)
Der Sommer geht strahlend zu Ende und die Festivalsaison mit ihm. Die letzten paar Monate waren erneut geprägt von den Kollektiven, die unsere Szene nach all den Jahren immer noch mit frischen Ideen bereichern. Ihnen wurde dieses Sommers der Tribut gezollt, den sie verdient haben. Nach Mobilee, Innervisions, Exploited und ENTER. lud das Smirnoff Sound Collective im Rahmen des Dockville Festivals Kompakt in das hauseigene Camp. Mit dabei: Niemand Geringeres als Michael Mayer und die Youngsters von Weval.
Über Techno zu sprechen und Kompakt nicht zu erwähnen, das ist im Grunde unmöglich. Ob als Label, Plattenladen oder Vertrieb: Das Kölner Musikollektiv ist nach wie vor einer der wichtigsten Eckpfeiler unserer Szene. 1993 gründeten Wolfgang und Reinhard Voigt, Jörg Burger und Jürgen Paape den Plattenladen Delirium, der 1998 seinen neuen Namen erhielt, unter welchem von da an auch kleinere Labels wie Profan oder Studio 1 firmierten. Um den neuen Dachverband herum gruppiert sich mittlerweile eine Vielzahl von Sublabels, die weit mehr als den Sound of Cologne, die Kölner Spielart von Minimal Techno, zu bieten haben. Denn Kompakt agierte in über 20 Jahren auf allen Weg nicht nur stets nah am Puls der Zeit, sondern gab auch maßgeblich dessen Rhythmus vor. Legendär zum Einen die Speicher-Releases, zum Anderen widmete sich die Pop Ambient-Reihe zarteren Tönen. Techno war immer nur eine Seite des ausgesprochen vielseitigen Kompakt-Sounds, wenn sich von einem solchen denn sprechen lässt.
Essentieller Bestandteil des Kompakt-Universums waren auch die zwischen 1998 und 2006 laufenden Total Confusion-Partys in der Heimatstadt Köln, die entschieden von Tobias Thomas und Michael Mayer geprägt wurden. Mayer ist mittlerweile gemeinsam mit Wolfgang Voigt und Jürgen Paape Mitinhaber von Kompakt und stellt als A&R weiterhin die Weichen für die Zukunft des vielfältigen Kompakt-Angebots. Er selbst kann auf eine fast drei Jahrzehnte lang währende Karriere zurückblicken und zeigt keine Spur Altersmilde: Ein neues Album von Mayer wurde für Ende Oktober angekündigt. Darauf zu hören: Eine ganze Reihe alter Bekannter aus dem Kompakt-Kollektiv. Angefangen vom brasilianischen Minimal-Helden Gui Boratto, dem dänischen Eklektiker Kölsch über die Voigt-Brüder und Paape sowie Roman Flügel, Barnt, Miss Kittin und andere sind dabei. & heißt es folgerichtig und verspricht ähnlich vielseitig zu werden wie Mayers bisheriges Wirken vor und hinter den Kulissen.
Dass Weval nach nur einer EP auf Kompakt gesignet wurden, daran wird Mayer sicher ebenfalls nicht unschuldig gewesen sein. Mit Half Age legten Harm Coolen und Merijn Scholte Albers allerdings das perfekte Bewerbungsschreiben vor: eine breite Palette von Einflüssen über Jazz bis hin zu Trip Hop integrierten die beiden Niederländer in einen musikalischen Grenzgang zwischen Dancefloor-Bedürfnissen und Pop-Sentiment. Mit zwei weiteren EPs zementierten Weval diesen Ruf nur und legten letzten Endes in diesem Jahr ihr selbstbetiteltes Debütalbum vor – selbstverständlich auf Kompakt. Weval ist alles andere als ein Schnellschuss geworden, sondern eine in sich ruhende, reife Platte geworden, die Lust auf mehr macht.
Die Zukunft Kompakts klingt also schon vielversprechend und die Tradition kommt darüber nicht zu kurz. Michael Mayer und Weval gastierten Mitte August auf dem Dockville, selbst eine kleine Anomalie im Festivalgeschehen und damit Kompakt gar nicht so unähnlich. Indie trifft in den einzigartigen, von viel regionaler Kunst geprägten Kulisse auf der Hamburger Veddel auf elektronische Musik. Auch das Smirnoff Sound Collective schlug dort ein Camp auf. Gemeinsam präsentieren wir nun Michael Mayersdortiges Set.
Video: Michael Mayer – Live at Dockville (Smirnoff Sound Collective Camp)