Von Richie Hawtin war in den letzten Jahren mehr zu sehen als zu hören. Von der Sake-Verköstigung am Vorabend bis zum Closing-Track eines ibizenkischen Morgens wird jede öffentliche Minute dokumentiert. Seit Oktober rutschten im Wochenrhythmus insgesamt sechs neue White Labels des von Hawtin 1990 mitbegründeten Labels Plus 8 in die Crates des Berliner Hardwax. Sofort brodelte die Gerüchteküche auf, und richtig: Es handelt sich um 16 neue Hawtin- Stücke, allesamt in Abgeschiedenheit produziert und seinen verschiedenen Pseudonymen von Plastikman über FUSE bis zu 80xx zugeordnet. Insgesamt zwei Stunden und zwanzig Minuten neue Musik, die nicht in einen dermaßen pompösen Kontext eingebettet wird, wie das beim letzten Plastikman-Album EX der Fall war. Tatsächlich klingen die Tracks auf From My Mind To Yours spartanisch, konzentriert, aufgeräumt. Das lässt sie umso differenzierter wirken. Neben den ultracleanen Plastikman-Tracks kommt die Acid-Dusche von FUSE noch härter, wirken die Kanten der beiden R.H.X.- Produktionen noch weicher. Hawtins Gesamtwerk wies nie unbedingt viele Facetten auf, über die 16 Tracks aber setzt er diese gekonnt in Szene. Bleibt nur die Frage, warum sich einer der lautstärksten Fortschrittsprediger einen derart flächendeckenden Anfall von Nostalgie leistet. Vielleicht aber muss From My Mind To Yours nicht auf seinen Erfindungsgeist, sondern seine Selbstfindungsqualitäten hin betrachtet werden: Hawtin möchte wieder gehört werden.
Video: Richie Hawtin – No Way Back