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FLOATING POINTS Elaenia (Pluto)

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„Ich höre alles!“, sagte Sam Shepherd einst nahezu verschämt in einem Videointerview. Das ist eine Beliebigkeits-Floskel, die meistens eine geschmackliche Wahllosigkeit impliziert, in Shepherds Fall aber wohl nichts als die Wahrheit ist. Im Kindesalter fing seine musikalische Ausbildung an, die erste Jazz-Kombo gründete er als Teenager. Seine Veröffentlichungen auf Planet Mu, Ninja Tune und dem von ihm mitbegründeten Label Eglo wurzeln in House und HipHop, sind aber angereichert mit einer Fülle von Quer- und Längsverweisen, die 40 Jahre auf ein paar Sekunden zusammenstauchen sowie kulturelle Grenzen im wahrsten Sinne des Wortes in Wohlklang auflösen. Dazu sind neben seinen einfühlsamen Remixes auch Shepherds DJ-Sets bekannt: Sie sind auskennerisch, aber nicht angeberisch, mitreißend und doch explorativ. Nebenbei hat der talentierte Mr. Shepherd letztes Jahr erst seinen Doktor in Neurowissenschaft und Epigenetik abgelegt. Nicht schlecht für eine in Relation zu den gesammelten Trophäen recht kurze Lebenszeit von 29 Jahren. Fünf von denen dauerte die Arbeit an Elaenia, zwischen Tourerei und der Doktorarbeit waren gelegentliche Kompositions- und Produktions-Sessions ein willkommener Ausgleich.In Elaenia ist all das drin, was in Shepherds Musik schon immer drin war, weil in Shephards Musik schon immer alles drin war. Nur die Beats treten noch mehr in den Hintergrund, lediglich auf „For Marmish“ ist der Nachhall der charakteristisch lose umher kullernden Kicks seiner Singles zu hören. Shepherd setzt Rhythmik nur mehr als zum Teil live eingespielten Hintergrundswing ein, der das Skelett für den jazzigen Full-Band-Sound von Elaenia stellt. Der ist deutlich von brasilianischen Fusion-Bands wie etwa Azymuth beeinflusst, wird aber auch immer wieder von explorativen Synthesizer-Stücken stilistisch gebrochen. Wobei der Bruch nur haarfein ist: Von den beiden deutlich an Jazz orientierten, mit Hilfe einer Schar von GastmusikerInnen aufwändig orchestrierten Stücken „Silhouettes (I, II & III)“ und „Peroration Six“ führen immer genauso viele melodische und harmonische Fäden driftende Trance-Exkursionen wie „Argenté“ herein, wie sie gleichermaßen selber eingespeist bekommen. Elaenia ist ein eigener Mikrokosmos von einem Album, der genau den zeit- und schwerelosen Charakter früherer Floating Points-Produktionen aufweist und trotzdem einen ganzen Schritt weiter geht. Shepherd hört nämlich nicht nur alles. Er macht eigentlich auch alles. Das meiste davon richtig.


Video: Floating PointsNespole

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