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Zeitgeschichten: José Padilla

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Haben die Leute damals viele Drogen genommen im Café del Mar?

Ganz Ibiza war und ist verdrogt! Aber im Café del Mar wurde nicht groß konsumiert. Joints, ja. In Spanien ist es erlaubt drei Gramm Haschisch zu besitzen. Es gab ein paar Pillen, aber keinen starken Kokain-Gebrauch. Es hat ja auch zu einer Tageszeit stattgefunden, in der die Leute zu Abend gegessen und sich sich geduscht haben. Das Drogennehmen fing erst ab Mitternacht an. Und das war im Café del Mar dann sehr witzig, weil es nur eine Toilette gab (lacht). Ich selbst war zu der Zeit für ein paar Jahre total clean, nur Kaffee und Zigaretten. Wie heute auch wieder.

Und der nächste Schritt war dann, eine CD herauszubringen?

Ja. Ich hatte damals ein schlechtes Gewissen, weil ich immer dachte, dass irgendwann die Polizei kommt und mich einbuchtet, weil ich hier die Musik anderer Leute verkaufe. Ich habe bei allen Major-Firmen wie Virgin angefragt und alle haben Nein gesagt. Die haben sich sicher gefragt: Wer ist dieser verdammte Typ, Ambientmusik aus Ibiza?! Aber eines Tages habe ich an meinem Lieblingsstrand ein deutsches Mädchen namens Sheila kennengelernt. Sie hat mir geraten mich an das Londoner Label React zu wenden. Und die haben mir gesagt: Klar, machen wir. Das Budget war 5000 Pfund für alles: Lizensierungskosten, Artwork etc. und 500 Pfund für mich. Wir haben die erste CD veröffentlicht und im ersten Jahr 10.000 Stück verkauft. Also haben wir uns auf eine zweite geeinigt. Die hat sich dann 30.000 Mal verkauft. Nach der vierten wollten sie einen Deal mit mir über weitere drei Compilations. Die fünfte hat sich dann 500.000 Mal verkauft.

An welchem Punkt hast du gedacht: Verdammt, was passiert hier gerade?

Als die Fünfte heraus gekommen ist. Die hat sich alleine in Großbritannien 100.000 mal verkauft!

Bist du zu der Zeit so etwas wie ein Star geworden?

Mein Freund, das ist eine hässliche Geschichte. Ich war nie ein Geschäftsmann. Ich versuche diese lange Geschichte kurz zu fassen: Café del Mar haben hinter meinem Rücken den Namen schützen lassen und sind zu Universal gegangen, wo die Compilation inzwischen erschien, und haben gesagt, dass ihnen der Name gehört und nicht Herrn Padilla und dass sie das Geld wollen. Wir reden hier von 500.000 Pfund.

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Und das haben sie nicht vorher mit dir zu klären versucht?

Nein. Ich habe noch eine sechste Compilation gemacht, weil ich dazu vertraglich verpflichtet war. Zwischenzeitlich war die ganze Sache vor Gericht. Sie haben mich buchstäblich um die Hälfte meiner Zukunft gebracht.

Das war dann auch das Ende deiner Café del Mar-Zeit?

Ja, das war das Ende. Das Ganze war verdammt traurig. Wenn es Leute gewesen wären, die ich nicht gekannt hätte, aber ich war mit den Jungs befreundet. Ich habe ihnen nichts getan, habe weder mit ihren Frauen geschlafen noch Geld von ihnen gestohlen. Das war das Härteste was mir jemals passiert ist. Ich verstehe es auch einfach nicht. Warum haben sie es mir angetan? Ich war gerade dabei ein Haus zu kaufen. Es war alles sehr hässlich. Ich musste dann extrem viel auflegen, habe eine Depression bekommen und bin darüber fast verrückt geworden. Um ehrlich zu sein, habe ich damals die falschen Entscheidungen getroffen: Alkohol und Drogen. Meine Einstellung war: Fick dich, Welt! Total daneben, ich hätte schlauer sein müssen. Aber egal, man ist wer man ist, auch mit all seinen Fehlern. Ich mache dafür niemand anderen verantwortlich als mich selbst. Ich habe viel gearbeitet, um meine fünf Anwälte zu bezahlen. Ich habe den ersten Prozess verloren, den zweiten dann gewonnen. Daraufhin haben sie Einspruch erhoben und das Ganze ging zum obersten Gericht. Und dort haben wir Geschichte geschrieben: Ich habe verloren und zum ersten Mal wurde der Trademark-Name einer Person, die ihn zuvor besessen hat, weggenommen. Wenn ich damals Recht bekommen hätte, hätte ich den Namen für ein bis zwei Millionen Pfund verkaufen können. All mein Geld ging also an die Anwälte und ich hatte keinen Cent mehr in der Tasche.

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