Letztes Jahr hattest du in London einen gemeinsamen Gig mit Surgeon, James Ruskin und Blawan. Da kam quasi die alte und neue Generation zusammen. Es ist ja bekannt, dass du den englischen Techno magst, dem ja auch vor wenigen Jahren ein Revival nachgesagt wurde. Verfolgst du das?
An dem Abend haben Surgeon und Blawan aber zusammen als Trade live gespielt. Mich hat das jetzt alles andere als umgehauen, das war halt Techno in Reinstform: Bassdrum rein, Bassdrum raus. Von den neuen Sachen bekomme ich kaum was mit. Wenn ich jetzt jünger wäre, würde ich vielleicht drauf abfahren. Aber ich werde 40 in diesem Jahr, höre seit 25 Jahren Techno und weiß genau, was ich gut finde. Deswegen habe ich auch selbst angefangen Musik zu machen, damit ich meine Musik hören kann.
Du gehst zwar nicht mehr feiern, aber deine Releases schlagen trotzdem regelmäßig ein. Was spornt sich denn an oder was motiviert dich, weiterhin Musik zu machen?
Ich höre sie gerne und ich habe große Lust, sie zu machen. Das Releasen macht man halt und mittlerweile lebe ich auch davon. Aber die Phase zwischen dem Machen und Releasen wird immer länger bei mir, weil ich es gut finde, wenn ich Musik für mich alleine habe. Ich höre meine Sachen gerne, gerade unterwegs. Wenn sie draußen sind, dann werden sie sozusagen aus meiner Playlist entfernt.
Bei den Shed-Produktionen gehst du ja meisten mit einem klaren Konzept ins Studio. Ist das bei Head High auch der Fall?
Sehr unterschiedlich. Manchmal ist es so, dass wenn ich ein Shed-Stück fertig habe, es einfach noch mal öffne und davon einen Mix mache. Und manchmal kommt dann ein Head High-Stück dabei heraus. Auf den Platten steht ja immer der Name vom Mix, aber nicht das Original. Den gibt es auch nicht, weil der auf meiner Festplatte ist. Der Mix, den ich dann gemacht habe, kommt dann halt raus. Deswegen gibt es ja diese lustigen Mix-Namen, wie den „Balearic Island Mix“ als Zigg Gonzaless. Manche denken sich wie lustig, andere nehmen das total ernst und glauben sofort, dass ich jetzt Mallorca-Musik mache. Nee, ich mach’ das, weil ich das einfach lustig finde.
So wie der „Mix Mix“ von „Megatrap“.
Total konfus, oder? Aber das macht mir eben Spaß und es gibt viele Leute, die sich da richtig Gedanken machen – das ist schon sehr unterhaltend.
Dein neues Head High-Release ist eine Mix-CD. Warum hast du dich für dieses Format entschieden?
Hab’ ich noch nicht gemacht, und ich muss alles mal durch haben. Deswegen letztes Jahr auch eine Doppel-EP, weil ich noch nie eine Doppel-EP produziert habe. Das ist der simple Grund. Eine CD macht eigentlich überhaupt keinen Sinn mehr, Mix-CDs noch viel weniger und bevor es noch weniger Sinn macht, also so richtig nicht, mach’ ich das noch mal, weil ich das gemacht haben will. Gar nicht mal die Mix-CD an sich, eher die Produktion, damit ich das in der Hand habe und irgendwann sagen kann, ich habe eine gemacht. Es sind ja alles bekannte Stücke auf dem Mix, bis auf zwei neue Tracks.
Und als Nächstes steht dann eine Head High-Tour an. Warum eigentlich diese Festlegung auf das eine Projekt?
Es gab immer mal wieder Anfragen, wo die einen dachten, dass ich als Shed kommen würde, habe aber selbst Head High-Sachen gespielt – oder andersherum. Mit der Tour weiß man halt, ich spiele auch nur diese Art von Musik. Die Tour-Idee war auch zuerst da, der Mix hat sich dann für mich natürlich angeboten.
Spielst du dann auf der Tour Live- oder DJ-Sets?
Nur DJ-Sets, Head High als Live-Set gibt es eigentlich nicht. Es kommen auch immer Leute mit zu den Gigs, die gut zu diesem New York-Detroit-Hardcore-Ding passen. Das sind insgesamt drei Kollegen: Steffi, Prosumer und Finn Johannsen aus dem Hard Wax. Das variiert dann immer mal, einer ist immer mit dabei, manchmal auch zwei oder alle drei. Und so spielen wir dann gemeinsame eine Nacht.
Warum hast du diese drei ausgewählt?
Weil ich sie als DJs und menschlich sehr schätze. Man will ja auch Menschen dabei haben, mit denen man sich versteht, damit das auch funktioniert und mit denen man auch mal gut ein Bierchen trinken kann. Mal gucken wie das wird, bin echt gespannt. Das ist ja auch das erste Mal, dass ich so eine Tour an sich mache, wodurch ich mich in eine komische Bring-Situation begebe. Ich repräsentiere diesen Abend, also was da läuft, und es wird ja auch Video-Installationen von der Pfadfinderei geben, so in dem Stil vom letzten Video im 90er-Jahre-Breakdance-Berliner-Hinterhof-Stil. Ich wollte keine Animationen oder Visuals, sondern reale Bilder. Als Anregung hatte ich der Pfadfinderei damals von der britischen Gruppe SL2 dieses Video „On A Ragga Tip“ geschickt, und so was wollte ich auch haben, mit Graffiti an den Wänden. Früher war eben alles besser (lacht).
Video: SL2 – On A Ragga Tip
Klingt aber so, als schimmert bei dir auch ein wenig Unsicherheit wegen der Tour durch.
Naja, wenn ich für gewöhnlich irgendwo gebucht werde, dann spiele ich einfach nur. Ich bin aber nicht schuld wie dieser Abend läuft. Aber in dem Fall, also diese Tour-Situation ist einfach ungewohnt und etwas unangenehm für mich.
Dabei hast du doch viel mehr Kontrolle darüber, wie die Musik präsentiert wird. Das ist doch fast optimal.
Ich bin aber in der Rolle, das ich mich öffnen muss und einen ganzen Abend gestalte. Diese Rolle habe ich vorher noch nie so gehabt, weil man ja mit seinem Namen auch dafür steht.