Kein anderer Berliner Producer hat in den letzten Jahren die Berliner Vision von Techno und Clubmusik mit einer solchen Vehemenz herüber gebracht wie René Pawlowitz alias Shed. Seit 2004 hat er mehr als fünfzig Singles und drei oder vier Alben produziert – je nachdem, ob man die unter dem Alias Head High veröffentlichte Doppelmaxi vom letzten Jahr mitrechnet. Sie war der vierte Release und vorläufige Höhepunkt seines Power House-Labels. Power House kreist um den Hardcore-Sound der frühen Neunziger. Nach dem Techno seiner ersten Veröffentlichungen und dem House seines Wax-Alias stellt Hardcore Sheds drittes großes Betätigungsfeld dar. Aber anders als die britischen Vertreter des Jungle-Revivals (Paul Woolford, Mark Pritchard, Tessela) setzt sein Projekt Head High durchaus einen persönlichen und neuen Fokus. Er stellt die euphorischen Frauenstimmen in ein sprödes, rohes, analoges Umfeld, das mehr mit Basic Channel zu tun hat als mit Sonz Of A Loop Da Loop Era. In diesem 55-minütigen Set mixt Head High die vier Releases von Power House chronologisch. Drei Tracks des Albums hat er durch zwei neue Stücke ergänzt. Dieses Set handelt davon, wie einem in einem alten Warehouse das Adrenalin in den Körper schießt, von der Spannung von Leere und Euphorie. Und von nichts anderem. Shed hat kein heimliches Interesse an Free Jazz, Krautrock oder Achtziger-Pop. Hardcore ist Hardcore, Techno ist Techno. Es geht nicht darum, andere Musikstile als neue Resonanzräume zu erkunden, sondern darum Ballast abzuwerfen. Head High setzt da an, wo alles gesagt scheint, und macht trotzdem weiter. Bei den Halbtaktloops seiner allerersten Maxis von 2004 dachte man schon, dass sie eine Art von Epilog zu Techno seien. Aber sie waren ein Anfang. So löst er das alte Versprechen der elektronischen Tanzmusik als Musik ein, die sich ganz und gar aus sich selbst erneuert.
Stream: Head High – Rave (Dirt Mix)