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NIMM ZWEI Beat Spacek trifft Antye Greie-Ripatti

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Text: Kristoffer Cornils
Erstmals erschienen in Groove 153 (März/April 2015).

 

Steve Whites alias Beat Spaceks und Antye Greie-Ripattis Leben könnten kaum unterschiedlicher sein: Der nach Sydney übersiedelte Londoner machte sich mit UK-gefärbtem Neo-Soul-Sound einen Namen, die auf einer abgelegenen finnischen Insel lebende Deutsche agiert an der Schnittstelle von Klangkunst, Feldaufnahmen und Sound Poetry. Was sie jedoch eint ist ihrer höchst kreativer Umgang mit Musik-Apps. White hat damit sogar ein ganzes Album produziert.

 

Steve, Modern Streets hast du mithilfe von Apps produziert. Welche waren das und wieso hast du sie eigentlich verwendet?

Beat Spacek: Einige! Zum Beispiel iMaschine, IMPC, GarageBand, FunkBox, Animoog, DXI, Nanostudio Figure und ISYN, die ich wohl am längsten verwende. Wenn ich Kommentare lese, in denen es heißt, dass diese Apps schöne Tools seien, sich damit aber keine Musik machen ließe, muss ich lachen. Wenn etwas Töne erzeugt, dann lässt sich damit auch Musik machen!

Antye Greie-Ripatti: Hast du die Produktion auch auf dem iPad abgeschlossen?

Spacek: Zum Teil, ja. Selbst die Vocals habe ich damit aufgenommen, das aber eher aus Notwendigkeit heraus.

Apps sind auf einen intuitiven Umgang ausgerichtet. Wie wird sich das eurer Meinung nach in Zukunft auf Musikproduktion auswirken?

Spacek: Durchaus positiv. Wenn du eine Idee für eine Melodie hast und sie umsetzt, kannst du von da aus leicht weitermachen. Wenn die Leute damit nicht klarkommen, in Ordnung – mehr Apps für mich! (lacht)

Greie-Ripatti: Ich arbeite mit NichtmusikerInnen und insbesondere in meinem iPad-Orchester intensiv mit Kindern zusammen. Wir gründen Bands mit iPads und schaffen aus dem Nichts heraus Musik. Gerade im Bandkontext ergeben sich durchaus neue Kompositionsformen. Das ist total interessant, im Grunde aber nur eine Ergänzung zu den unendlichen bestehenden Möglichkeiten, Musik zu machen. Ohne jegliches Vorwissen Musik machen zu können, darin liegt für mich der größte Vorteil.

Programme wie Ableton haben eine musikalische Ästhetik entschieden mitgeprägt. Ist es möglich, dass Apps dasselbe bewirken?

Greie-Ripatti: Ich bin da skeptisch, Ableton benutze ich nicht. Es macht den Sound schlechter, iPads ebenso. Allerdings habe ich mit MPCs und Akais angefangen und hier sitze ich nun! Schwer zu sagen, wie es in Zukunft aussehen wird.

Hast du deswegen deine eigenen Apps entwickelt?

Greie-Ripatti: Es liegt ja nicht an der App an sich, aber du müsstest schon in gute Konverter investieren. Die Soundqualität sinkt, zu Analog ist das kein Vergleich.

Spacek: Das stimmt zwar, jedoch werden wir vielleicht eines Tages ähnlich über MP3s sprechen. Wenn ich Musik höre, geht es mir nicht um Qualität, sondern was ich beim Hören empfinde. Beim Musizieren weiß ich nie, wohin mich das führt, was ein Bonuspunkt für Apps ist. Das ist für mich wichtiger als Soundqualität.

Greie-Ripatti: Das stimmt, ich arbeite ebenfalls sehr intuitiv und denke, dass der künstlerische Ausdruck im Vordergrund steht. Aber die Produktion bleibt ein Schwachpunkt.

Apps beeinflussen auch die Art, in der wir Musik wahrnehmen und konsumieren. Ein Beispiel dafür wäre Björks „Biophilia“-App. Steve, planst du eine App?

Spacek: Das hatte ich vor, mir fehlte jedoch die Zeit. Die Ideen sind aber da und ich fände es großartig!

Greie-Ripatti: Es tun sich Welten auf! Björk hat das großartig gemacht, obwohl es eher um Videokunst und Gaming ging. Videos reizen mich zwar nicht so sehr, aber deine eigene Welt auf diese Art in ein Medium zu übertragen, ist bewundernswert. Es ist aber nicht einfach und vor allem teuer, das umzusetzen. Ich arbeite derzeit ebenfalls an einer App und habe an einer Feldaufnahmen-App bereits mitgewirkt. Seit wann gibt es Apps? Fünf Jahre? Ist es nicht fantastisch, was sich seitdem getan hat? Gratulation zu deiner Platte, Steve!

Spacek: Danke! Ich freue mich auf die App-Revolution, all die verschiedenen Richtungen, die sie einschlagen könnte. Das ist unheimlich aufregend. Es fühlt sich wie damals an, als die Leute anfingen, mit Tonbändern und Synthesizern begannen, verrückte Musik zu machen und mit den alten Schablonen brachen. Wir leben in einem goldenen Zeitalter!

 

Das Album Modern Streets von Beat Spacek ist bei Ninja Tune erschienen. Antye Greie-Ripatti veröffentlichte 2014 mit Natalie Beridze das Album I Am Life als A-Symmetry auf AGF Productions.

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