Bei den meisten jungen Dance-Produzenten ist allzu deutlich, in welche Schublade sie gesteckt werden wollen. Nicht so bei dem aus Moskau stammenden, in Berlin lebenden Philipp Gorbachev. Gorbachev zitiert Post-Punk-Klassiker aus den Achtzigern (DAF, Test Dept., Devo) und kombiniert sie mit kurzatmigen Techno-Grooves. Der scharfe, unvermittelte Kontrakt von nüchtern Beats und den bekannten Hooklines lässt seine Tracks wie ein ruppiges Mash-Up klingen. In der elektronischen Verwurstung der Popgeschichte erinnert Gorbachev an Otto von Schierach, Candie Hank oder auch an Laibach. Doch bei ihm geht es nicht um Satire. Das wird auf seinem Debütalbum deutlich. Das Silver Album wurde von Paul Leary, dem Gitarristen der Funpunk-Band Butthole Sufers, und John Stanier von Helmet und Battles mitproduziert. Die Bezüge zu bestimmten Achtziger-Songs fallen heraus. Zu den hämmernden, rockigen Grooves erklingt nun allerlei avantgardistischer Noise. Gorbachev singt (shoutet) jetzt selbst. Die russischsprachigen Texte scheinen auf die gegenwärtige politische Situation dort zu zielen. Das Silver Album entwirft einen elektronischen Agit-Rock, der auf konventionelle Formen der Ansprache verzichten will, dabei aber sehr martialisch rüber kommt.
Stream: Philipp Gorbachev – Silver Album