Text: Gerd Janson | zur Übersicht der 50 besten elektronischen Alben
Erstmals erschienen in Groove 145 (November/Dezember 2013)
Auf das rohste und vielleicht beste Album von Theo Parrish hat sich mittlerweile der Staub aus 15 Jahren gelegt. Den Glanz seines prophetischen und ohnehin speckigen Erstlingswerk kann der allerdings nicht verdecken. Damals ein junger Wilder, den es aus Chicago über ein Studium in Kansas City nach Detroit zog, und der gerade mal mit zwei Veröffentlichungen auffiel. Für Peacefrog stellte Theo Parrish die konservativen Regeln der Housemusik kurzerhand und endgültig auf den Kopf. Mit der Romantik der Motor City oder der Schroffheit Chicagos allein ist sein Expressionismus nicht zu erklären. Samples werden bis zur Unkenntlichkeit malträtiert, der Generationenvertrag, einen respektvollen Umgang mit dem Genre-definierenden Soul-Disco-Funk-Kanon zu pflegen, wird aufgelöst und in die Welt von Theo Parrish verfrachtet. Die besteht aus dissonanten Keyboardschleifen, ausufernden Zick-Zack-Arrangements, James-Brown-Halluzinationen und einer deepness, der weder damals noch heute mit dem Klischeerepertoire eines Deep-House-Baukastens beizukommen wäre. Religionsstiftend.
Stream: Theo Parrish – Sweet Sticky