Erstmals erschienen in Groove 145 (November/Dezember 2013)
„Es gibt viele DJs, die ich zwar gut finde – zum Beispiel Josh Wink, Ron Trent oder Kerri Chandler – die aber doch relativ unspektakulär auflegen. Ich stehe halt auf richtige DJs, und Kid Koala ist definitiv einer davon. Beim Mutek-Festival 2008 in Montreal, Kanada, habe ich ihn das bis jetzt einzige Mal live gesehen, doch ich kenne jedes seiner Youtube-Videos. Damals dachte ich noch, Kid Koala ist einfach ein Produzent, doch bei seinem Auftritt merkte ich, dass er alles komplett live mit Schallplatten produziert. Das war das erste Mal, dass ich bei einem DJ fast ausgeflippt bin. Bei mir schreien die Leute ja einfach nur, weil ich den Bass rein- oder rausdrehe, doch er kann mit einer Jazzplatte und einem Turntable besser Trompete spielen als ein Trompetenspieler. Das hat mich wirklich geflasht, besonders die Leichtigkeit, die er dabei an den Tag legt – als wäre es ganz normal, dass man so Schallplatten auflegt. Er hat so viele Ideen und ist so schnell, und verkrampft sich nicht dabei. So wie viele DMC-Champions zum Beispiel, das ist mir alles zu viel Posing. Kid Koala hingegen macht die krassesten Tricks und hat doch immer ein Lächeln im Gesicht beim Auflegen, das mag ich.
Vor Ewigkeiten hatte ich auch mal so einen Battle gegen meinen guten Freund DJ Real, den heute alle als Douglas Greed kennen. Das war bei uns in Gera im Bunker und da wurde per Applaus entschieden, wer gewinnt. Douglas war damals noch ein angesagter HipHop-DJ, hatte die ganzen Skills, links und rechts scratchen und so. Damals hat er über die ganze Technoszene noch so ein bisschen gelächelt, also habe ich gesagt: Okay, wir machen einen Battle, ich fordere dich heraus. Ich habe dann „Das Boot“ von U 96 auf 33, also ganz langsam, laufen lassen und habe die „Stage Tools Vol. 1“ von Marius No. 1 & Mirko Machine dazu gescratcht. Dazu „Thriller“ sowie „From Disco To Disco“ – und das alles innerhalb von 20 Sekunden oder so. Meine Hände zitterten, doch per Applaus habe ich gewonnen!
Bei meinen Sets habe ich auch oft A cappellas oder Platten mit Solo-Instrumenten zum Scratchen und so dabei. Doch in unserer Szene darf man das nicht übertreiben, weil die Leute das nicht ganz kapieren oder schnell genervt sind. Die kennen das ja nicht, sind nicht so offen für solche Tricks. Ich habe gelernt, die Leute damit nicht zu überfordern, aber manchmal muss ich das einfach machen, weil es mich in den Fingern juckt.“