Stephan Laubner gilt als einer der außergewöhnlichsten Musiker der Szene. Der im Harz lebende Produzent veröffentlicht als STL House-Tracks und als Lunatik Sound System experimentelle elektronische Musik, Ambient und Field Recordings, meistens auf seinem Label Something Records. Seine erste Veröffentlichung erschien 1999 auf Perlon. Es war eine Split-12-Inch, die er sich mit Ricardo Villalobos und Dandy Jack teilte. Nach diesem Stück verschwand Laubner für vier Jahre von der Bildfläche. 2003 kehrte er mit Something Records zurück. Er begann in beachtlichem Umfang zu veröffentlichen, aber seine Releases wurden zunächst kaum beachtet. Erst „Homework“ von 2007 erreichte eine breitere Hörerschaft. Echospace aus Detroit und Smallville aus Hamburg wurden auf Laubner aufmerksam. Auf letzterem Label erschien 2009 „Silent State“. Der beinah zwölfminütige Track ist eher ein Loop, er hat keinen Aufbau, keine Dramaturgie. Eine Bassline und eine leise, xylophonartige Melodie sagen nicht mehr als „Tanzen“, ohne ein Prädikat, ein Adjektiv. Unverwechselbar ist diesmal ein einziger, zitternder Synthesizer-Sound, der flirrend verklingt. „Silent State“ wurde ein Hit. Er und andere STL-Tracks tauchten in Mixen von Cassy, Ben Klock, Ben UFO oder Agoria auf.
Die Dubhouse-Tracks auf seinem Album At Disconnected Moments für Smallville tun nichts, um eine stilistische Signatur herauszuarbeiten. Nichts läge Laubner ferner, als eine möglichst facettenreiche, vielschichtige Dub-Landschaft zu erschaffen. Die meisten Stücke haben neben einem elementaren Groove zwei oder drei Elemente und klingen am Ende ungefähr so wie am Anfang. Fast alle Clubtracks setzen voraus, dass jeder Sound eine bestimmte Verfallszeit hat. Dann muss etwas Neues passieren. Laubner interessiert gerade, welche Wirkung ein Sound nach zwei, fünf oder elf Minuten entwickelt. Das ist eine der Pointen seiner Musik: Man kann denselben Klang nicht zweimal gleich hören, weil man dieselbe Erfahrung nicht zweimal machen kann.
Das Berufsbild der Musiker hat sich in den vergangenen Jahren vom Recording Artist zum Bühnenakt verschoben. Der Producer, von dem man nichts weiß, außer welche Tracks er produziert hat, ist so gut wie ausgestorben. Aus dem Einzelkämpfer ist ein Netzwerker geworden. Die Musik steht nicht mehr für sich, mit ihr ist ein Gesicht verbunden, ein Umfeld, in das sie passen muss, ein Dancefloor, auf dem sie bestehen soll. Laubner macht sich frei von solchen Motivationen und Zielen. Er tritt so gut wie nie auf. Was in seinem Leben jenseits von Musik passiert ist ein Geheimnis.
Stream: STL – At Disconnected Moments (Album Preview)