Justus Köhncke: ex-Whirlpool-Mitglied, immer etwas aus der Zeit gefallen wirkend, musikalisch aber stets auf der Höhe der Zeit (oder ihr eine Nasenlänge voraus). So war sein letztes, komplett instrumentales Album Safe & Sound (2008) wohl eine Reaktion auf den Schlager-Techno-Boom, den er, in gewisser Weise, mit Alben wie Was ist Musik und Doppelleben vorbereitet hat, aber überhaupt nicht goutierte. Denn Köhnckes vermeintlicher Schlager war in Wirklichkeit Pop mit deutschen Texten, wie man auf dem neuen Album erneut hören kann. Zum Beispiel auf dem Titelstück: eine himmlische Melodie und ein ausgetüfteltes Arrangement wie von Brian Wilson in seinen besten Zeiten. Und nicht nur für Köhncke spielt Hildegard Knef auf einer Bühne mit den angloamerikanischen Größen des Pop (und hat mit Schlager nichts zu tun). Und da man ja ohnehin nicht gefeit ist, dass es Leute gibt, die Pop und Schlager nicht auseinanderhalten können, serviert uns Köhncke nach dem strengen Safe & Sound-Album wieder seine ganze Bandbreite: Pop-Preziosen, Club-Banger, fein ziselierte Elektronik. Und egal in welchem Modus er gerade unterwegs ist: Hier jagt ein Hit den nächsten. Nun, zumindest in einer besseren Welt wären dies wohl Hits.
Stream: Justus Köhncke – Tell Me