Vor einem Jahr musste der Cocoon Club in Frankfurt schließen. Du hast den Club selbst als dein Lebenswerk bezeichnet. War das ein herber Rückschlag für dich?

Nein, als Rückschlag habe ich das nicht empfunden. Am Ende war das gar nicht so schmerzhaft, weil ich mich emotional schon länger von dem Club verabschiedet hatte. Ich wollte eigentlich schon zwei Jahre vorher austreten. Man konnte ja schon eine Zeit lang merken, dass es nicht in die richtige Richtung läuft, ohne jemanden da jetzt Vorwürfe zu machen. Schade ist nur, dass wir in Frankfurt nicht genügend Leute dafür begeistern konnten, zu uns rauszukommen.

 

Sven Väth (Foto: Daniel Woeller)

 

Was war der Grund für die Schließung?

Da kamen viele Faktoren zusammen. Der Standort, der Anspruch, die Restaurants. Das ging halt leider nicht gut, aber das lag nicht am Club selbst. Als wir mit dem Club anfingen, wurde uns gesagt, dass sich die ganze Gegend anders entwickeln würde, sich andere Firmen dort ansiedeln würden. Das ist nicht passiert. Und Frankfurt selbst hat sich auch verändert, ist noch mainstreamiger geworden. Viele Leute sind nach Berlin gegangen, wo das Clubleben ja auch vielseitiger ist. Wir sind in eine Schieflage geraten, aus der wir uns nicht mehr befreien konnten. Ich hatte eine Wahnsinnszeit dort, für mich war das der schönste Club der Welt. Aber nichts ist für die Ewigkeit. Ich war fast froh, als es am Ende vorbei war. Ein Ende hat ja auch immer etwas Gutes.

Seit einem Monat hast du eine Wohnung in London. Warum ziehst du vom Main an die Themse?

Den Sommer über, fast sieben Monate im Jahr mit Unterbrechungen, lebe ich hier auf Ibiza. Nachdem 2012 der Cocoon Club in Frankfurt zu gemacht hat, habe ich mich halt gefragt, was mich da noch hält? Dann kam noch die Trennung von meiner Frau dazu und der Wunsch, nochmal in einer anderen Stadt zu leben. Die Überlegung war: Berlin oder London? Ich hatte ursprünglich angedacht, mit meiner ganzen Company nach Berlin zu gehen. Aber da gibt es ja auch Familien und Verpflichtungen, die haben da schnell ein Veto eingelegt. Die Firma bleibt also in Frankfurt. Ich hatte dann letztendlich einfach Lust, eine Weltstadt wie London neu zu entdecken. Das ist ja auch kulturell sehr reizvoll. Und ich will da jetzt auch häufiger auflegen. Wir haben ja eine ziemlich große Fanbase in England und mit Cocoon In The Park auch unser eigenes Festival.

Kannst du dich an deinen ersten Besuch in London erinnern?

Ja, das war 1984. Ich wollte mir die Stadt einfach mal angucken. Ich kann mich noch an einen Besuch im Club Stringfellows erinnern. Das war so ein Promi-Laden. Dass die mich da überhaupt reingelassen haben mit meinen zwanzig Jahren! Dann hatte ich meinen ersten DJ-Gig in London, das war mein erstes internationales Booking überhaupt, im Wag Club, 1988. Damals gab es bei uns noch gar keine Plattenkoffer, ich bin mit meinen Platten immer in Apfelsinenkisten in die Clubs. In dem Plattenladen Black Market habe ich mir dann meinen ersten Plattenkoffer gekauft. 1993 war ich auf einmal ein Popstar in England, durch meine Platte Accident In Paradise auf Warner. Die Presse in England, vor allem der NME, feierte mich da ziemlich ab und da war ich dann seitdem auch immer wieder als DJ zu Gast. Die Ravekultur in England ist ja etwas besonders. Im Prinzip schließt sich durch meinen Umzug auch ein Kreis für mich.

Und wo wirst du dann jetzt in Frankfurt auflegen?

Das werde ich natürlich reduzieren, vielleicht so drei oder vier mal im Jahr, im Robert Johnson oder auf dem Love Family Park. Einen neuen Club mach ich jedenfalls erstmal nicht. Und wenn dann in Berlin. (lacht)

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