Fühlst du dich denn immer noch wohl auf Ibiza?
Ja, aber das liegt auch an unserem loyalen Team, das über viele Jahre gewachsen ist. Es gibt wirklich sowas wie eine Cocoon-Famile. Und wir stehen mit unseren Partys ja auch auf soliden Beinen. Und die Musik und die Atmosphäre bei uns diese Saison war fantastisch.
„Schleppst du immer noch deine Koffer?“
Deine Karriere verlief sehr ungewöhnlich. Du hast als Popstar angefangen, bist praktisch vom Mainstream in den Underground gegangen und heute dennoch erfolgreicher als je zuvor. Woran liegt das?
Bei mir war das tatsächlich anders rum als bei den meisten anderen. Im Fernsehen und in den anderen Mainstream-Medien bin ich heute zum Glück ja so gut wie gar nicht vertreten. Aber der Erfolg hat natürlich auch damit zu tun, dass ich schon so lange dabei bin. Sich selbst treu bleiben, den Spaß an der Musik nicht verlieren, das Tanzen und das Feiern nicht vergessen! Ich freu mich nach wie vor über neue Musik. Mich befremden bei manchen DJs auch all die Loops und Effekte. Das ist mir teilweise viel zu aufgepeitscht. Auf vielen Partys tanzen die Leute ja auch gar nicht mehr richtig. Da wird gestanden und auf den Break gewartet und dann geht das Handy in die Luft, Geschrei und dann steht man wieder. Dabei ist das Tanzen doch das wichtigste bei einer Party! Und ich bring’ die Leute auf meinen Partys zum Tanzen.
Video: Sven Väth – Boiler Room X Groove DJ-Set (Dezember 2012)
Unter den DJs, die auch als Festival-Headliner gebucht werden, bist du mittlerweile fast der Einzige, der noch mit Vinyl auflegt.
Und einer der wenigen, der noch House und Techno spielt. Oft ist das doch so’n New Style-Mash-Up-Electronic-Schlagmichtot. Manchmal bekomme ich auch ‘nen blöden Spruch zu hören. Von wegen: „Schleppst du immer noch deine Koffer?“ Aber fragst du auch einen Gitarristen, ob er noch sein Instrument trägt?
Was die Musik betrifft, die du auflegst, bist du in den vergangenen Jahren sogar eher noch undergroundiger geworden.
Das stimmt. Ich kaufe nach wie vor auch fleißig Platten und habe jemanden, der meine Plattensammlung betreut und auch Platten für mich kauft, bei Freebase in Frankfurt etwa. Ich kaufe auch viel mehr Platten als ich spiele. Ich bekomme jede Woche mein Paket geschickt und die Platten, die ich nicht mag verschenk ich dann. Ich finde es auch wichtig, die Leute, die noch Vinyl pressen lassen, zu supporten, und ich spiele ja auch fast nur neue Platte. Und wenn es einen Song nur als Download gibt, dann spiel ich ihn eben nicht.
Seit ungefähr zehn Jahren veröffentlichst du schon keine eigene Musik mehr, nachdem du lange Zeit sehr produktiv warst. Woran liegt das?
Ich habe die Musik ja nie alleine gemacht, sondern immer zusammen mit Produzenten. Lange Jahre war das mit Matthias Hoffman und Ralf Hildenbeutel. Dann auch mit Jörn Elling Wuttke und Roman Flügel, Johannes Heil und Anthony Rother. Aber als das mit Cocoon losging, mit dem eigenen Label und dem Club in Frankfurt, habe ich gemerkt, dass ich gar keine Zeit habe, wochenlang im Studio zu sitzen um an einem Album rumzuschrauben. Viele Jahre hat mir das ja sehr viel Spaß gemacht, aber am Ende waren das auch Verbindlichkeiten, die ich gegenüber Virgin hatte, an die ich vertraglich gebunden war. Ich wollte mich dann auch ganz bewusst auf meine DJ-Arbeit konzentrieren, weil es das ist, was ich am liebsten mache. Ich hab mich immer mehr als Musikfan, denn als Musiker gesehen. Vielleicht kommt der Tag ja auch wieder, wenn ich mich ins Studio setze. Mit dem Kosi (DJ Koze, Anm. d. A.) habe ich da letztens erst drüber gesprochen. Wer weiß, vielleicht passiert da ja was.