Rashad Harden ist seit einigen Jahren der gefeierte Star am Juke- beziehungsweise Footwork-Himmel. Juke, das ist jener rasante Nachfahre der Chicagoer Ghetto-House-Szene um Labels wie Dance Mania: Halsbrecherische Beats mit 160 Beats pro Minute, dem Rap entlehnte Catchphrases, markerschütternde 808-Sub-Bass-Triolen, zerhackstückte Snare-Rolls, Elemente aus Bass, HipHop, R&B, Drum’n’Bass und Techno, ein ständiger Wechsel zwischen Halftime-Passagen und brutalen 4/4-Bassdrum-Parts. Nicht denkbar ist diese Musik ohne den dazugehörigen Tanzstil – Footwork ist rasend schnell, athletisch, kompetitiv und maskulin. Seit etwa zehn Jahren veröffentlicht DJ Rashad seine eigenen Juke- und Ghetto-Tracks, neuerdings auf dem britischen Label Hyperdub. Nun erscheint dort mit Double Cup auch ein Album, benannt nach einer Mixtur aus Codein und Sprite. Der Mann aus Chicago geht hier weit über die traditionellen Koordinaten von Ghetto House, Juke und Footwork hinaus. Die erste Hälfte von Double Cup ist geprägt von HipHop-Elementen, G-Funk, Rap-Phrases, knappen Soul-Samples und Halftime-Tracks. Wie gewohnt lässt sich der Mann aus Chicago dabei von seinen Buddys DJ Spinn, Taso und Manny unterstützen. Nach und nach nimmt Double Cup Fahrt auf, „Every Day Of My Life“ verschluckauft ein Sample aus dem First Choice-Klassiker „Let No Man Put Asunder“, Reminiszenzen an die frühe Chicago-House-Ära tauchen auf, schließlich darf auch immer wieder eine knüppelnde Bass-Drum Techno-Härte zeigen, so zum Beispiel auf „Acid Bit“, einer Kollaboration mit Addison Groove. So zugänglich, divers und offen zeigte sich die Footwork-Welt noch nie. Ein Sellout aus Rücksicht auf zartbesaitete Zeitgenossen ist Double Cup jedoch in keinem einzigen Moment.
Stream: DJ Rashad – Every Day Of My Life (feat. DJ Phil)