Pull My Hair Back ist das Debütalbum der Kanadierin Jessy Lanza, die auf dem Mutek Festival 2012 Johann Sebastian Bach durch Modularsysteme gejagt hat, hier aber das Kunststück vollbringt, ein abgespecktes, modernes R&B-Album mit solidem Standbein im Post-Bass-Music-Wirrwarr zu präsentieren. Alles Brachiale, Hysterische fehlt ihrer Definition von modernem Soul. Pull My Hair Back ist in erster Linie Pop, dem ein wohltuender Minimalismus, ein souveränes Understatement innewohnt. Schade nur, dass ihre Stimme immer Mädchen sein will, nur haucht und piepst, wie es leider allzu viele Frauen immer wieder machen, und was wirkt wie die Kehrseite einer Medaille, deren andere Seite von milchgesichtigen Fusselbärten bevölkert ist, die den Metal-Brüllmann machen. Die Arrangements der Stücke (übrigens in Zusammenarbeit mit Jeremy Greenspan von den Junior Boys entstanden), wirken oft nicht ganz zu Ende gedacht, fast demohaft. Kann aber zum auf Reduktion setzenden Konzept dazugehören und tut dem Album keinen Abbruch.
Video: Jessy Lanza – Kathy Lee