Möge die Vermutung auch zu einer falschen Unterstellung mutieren, aber Marcel Fengler scheint ein Perfektionist zu sein. Da braucht es nicht mal den Blick auf den Albumtitel Fokus: Der Berghain-Resident der ersten Stunde versammelt elf Tracks, die zwar einerseits mit einem breiten Spektrum an Stimmungen und Tempi spielen, die auch seine Sets charakterisieren. Auf der anderen Seite wirkt das Klangkonzept des Claude Young-Jüngers äußerst detailreich und zugleich abstrakt. Während „Trespass“ mit einer unterkühlten Subtilität an Orgel-infizierter Hypnose arbeitet, zieht uns „Distant Episode“ in einen Ambient-Traum sanfter Schichten hinein, wo sich Mikrosounds bewusst im Hintergrund tummeln. Fengler ist kein Freund von stumpfsinniger Funktionalität, sondern sucht die Reibungspunkte in seinen Produktionen. „Sky Pushing“ mit seinen nachdenklichen Glocken könnte auf Four-To-The-Floor-Platten beinahe als Fremdkörper wirken, hier reiht sich das perkussive Treiben ins Potpourri der Kontraste ein. Der Bass ist selten Monster, sondern nuanciertes Element. Bleeps sind essentiell, aber nicht sein Signature Sound. Auch wenn uns Fokus keine neuen Erkenntnisse über das LP-Format bietet, so ist das Debütalbum von Marcel Fengler ein vielseitiges und spannendes Statements eines Underdogs, der es seit Jahren versteht, seine eigene Sprache zu kreieren.
Stream: Marcel Fengler – Fokus (Clips)