Manche Dinge lösen Pawlowsche Reflexe bei Musikjournalisten, -sammlern, und -fans aus. Die Maskerade der Protagonisten oder noch besser deren konsequente Geheimhaltung, sind dafür ebenso vorteilhaft wie strikte Interviewverweigerung. Offensive Anonymität im Pop und die Attitüde, dass der Inhalt den Künstler überrage, steigern nur den Hitzegrad des unbedingten Wahrheitsfindungswillens. Im Fall von Usio wird die Zeit den Weg weisen. Kuwa Huru ist das Debüt dieses Projektes, über dessen Genese, Herkunft, Zusammenstellung und Richtungspunkt völlige Unklarheit herrscht. Burkina Faso kommt genau so gut in Frage wie das norwegische Bergen, Amsterdam oder eben Stockholm, wo zumindest das beherbergende Label zu Hause ist – und Usio hätten sich kein besseres wünschen können. Studio Barnhus ist die von Axel Boman, Kornél Kovács und Petter Nordkvist ins Leben gerufene Plattform für Merkwürdiges und Wunderbares. Usio sind beides. Wie Harmonious Thelonius auf einem Rummelplatz mit Zuckerwatte, sperren sie afrikanische Trommeltänze, US-amerikanische Discomusik, internationalen House und teutonischen Techno in ein Spiegelkabinett mit acht unterschiedlichen Ausgängen. Zusammen ergeben diese Stücke eines der besten, fröhlichsten, intelligentesten, undogmatischsten und natürlichsten Alben ab, seit Metro Area dem LED-Tanzboden wieder Strom zuführten. Zwar ist das keine Zeitenwende wie dieses Bild implizieren könnte, aber ein Senkrechtstart allemal.
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Stream: Usio – Kuwa Huru (Album Preview)