Besondere Anlässe erfordern besondere Maßnahmen. Seit sieben Jahren stellen wir für jede Ausgabe der Groove eine CD zusammen – als Begleitung zu den im Heft behandelten Themen und um Musik zu featuren, die wir toll finden. Die CD ist tot – lang lebe die CD? Für uns ist sie zumindest immer noch das beste Medium für unsere Zwecke, auch weil wir sie jedes Mal von einem anderen, von uns im Heft vorgestellten Grafikdesigner gestalten lassen. Für unsere fünfzigste CD haben wir nun verschiedene Künstler und Labels nach einem exklusiven, also bisher unveröffentlichten Track gefragt. Mit dem Ergebnis sind wir mehr als glücklich. Aber lassen wir die Beteiligten selbst zu Wort kommen:
01. Marcus Worgull & Motor City Drum Ensemble – Yaiza
„Wir sind vor drei Jahren zum gleichen Zeitpunkt nach Köln gezogen, kannten uns aber bis dato nur flüchtig von DJ-Gigs. In Köln haben wir uns dann öfter mal in Danilos (MDCE, Anm. d. Red.) Studio getroffen, wo es auch immer sehr lustig wurde. Meist hatten wir aber am nächsten Tag eher einen Kater als einen fertigen Track, was aber irgendwie auch nicht schlimm war. An einem dieser Abende waren wir beide gleichermaßen genervt von der omnipräsenten Bassdrum und haben die Drum-Maschinen einfach mal ausgemacht. Dabei ist dann unter anderem der Tune für diese CD entstanden.“
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02. Move D – Wanna Do
„Talking about music still feels like dancing about architecture! Wahrscheinlich ist der Track irgendwas I wanna do – oldschool, hypnotisierende und zur freien Interpretation einladende Vocalschleife. Sinuswellenschubberbass, Pianochords, Retro Casio RZ-1 Drums. Dazu gibt es auch noch einen Schwester-Track, mit dem ich diesen hier gerne im Paar auf Platte rausgebracht hätte – kann ja vielleicht noch kommen. Merke: Vinyl kills the MP3 industry!“
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03. Tuff City Kids – Meshnerize
„Unsere Stücke entstehen meist durch Inspirationen, die ihre Wurzeln in der gemeinsamen Kindheit und deren selbsttherapeutischer Verarbeitung haben. ‚Meshnerize‘ ist eine Elegie auf das Computerspiel Prince Of Persia, ein Hohelied auf die fünfzigste Groove-CD und exklusiv für diese entstanden. Außerdem besagt das Tuff City Kids-Manifest in Ablehnung an Matthew Herbert, dass die Produktionszeit eines Stückes dessen finale Laufzeit nicht übersteigen darf. Deshalb ist das Lied leider so lang geworden.“
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04. Douglas Greed – Sociopathic (feat. Gjaezon)
„Manchmal schleppe ich Tracks monatelang auf der Festplatte und im Hinterkopf mit mir herum. Ich suche nach Tricks, um das Biest zu bezwingen: Duschen, Radfahren, dem Postboten die Fingernägel lackieren! Manche Tracks benötigen eine Initialzündung, um erlegt zu werden. Mit meiner Liveband (mit Sänger und Percussionist) spielte ich den Track auf der Fusion und er beschäftigte uns die ganze Rückfahrt. Biergeschwängerte Ideen wurden ausgetauscht, Lagepläne gezeichnet und Gjaezon legte eine Dose Vocals auf den Tisch.“
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05. Sandrow M – Hyde & Clyde
„Ich bot Groove zunächst den Track „Red Moons“ an. Vielleicht war das Stück den Redakteuren ein wenig zu radio-aktiv. Kein Aufreger für mich, da es sich um natürliche Geschmacksfragen handelt. So zog ich an einer anderen Schublade und aktivierte ‚Hyde & Clyde‘, was die geistigen Nachwehen eines Panorama Bar-Besuchs adoptiert. Bestimmte Funktionsmechanismen in Sachen Bassverlauf, drumatische Schnickeleien, Chordkonstruktionen und zahlreiche Gefühlsregungen, die sich Tage später aus dem Unterbewusstsein zurück an die Oberfläche drängten, bekamen die Chance auf auditive Neuinterpretation.“
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06. Radio Slave – Tantakatan (Mr. G’s Nightwatch Dub)
„Colin McBean (Mr. G, Anm. d. Red.) war schon immer eine große Inspiration für mich, nicht nur mit seinem Sound, sondern auch, wenn es um das Konsumieren von Musik geht. Colin liebt jede Art von Musik und er ruft mich immer noch mindestens einmal die Woche an, um mich zu fragen, ob ich dieses eine spezielle White Label oder das neue Release eines obskuren Jazz-Labels gehört habe. Für die fünfzigste Ausgabe der Groove-CD haben wir einen unveröffentlichten Remix von Mr. G ausgegraben, und wie all seine Tracks ist es ein zeitloses Stück elektronischer Dance Music – aber nennt es bitte nicht EDM!“
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07. Benjamin Damage – Simulation
„Diesen Track habe ich für mein Album Heliosphere im vergangenen September geschrieben. Er ist eine der wenigen Nummern, die ich zu Hause am Laptop angefangen habe, wodurch sie ein echtes Late-Night-Gefühl bekommen hat. Das Wichtigste war, dem Bass, den Drums und Synthesizer den richtigen Rhythmus zu geben, sodass sich alles auf eine drückende, klaustrophobische Weise zusammenfügt. Der Track hat es aber letztendlich nicht auf Heliosphere geschafft, weil ansonsten der Gesamteindruck des Albums ein bisschen zu düster geworden wäre. Es ist also schön, ihn für die Groove-CD beisteuern zu können.“
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08. Function – Golden Dawn
„Dieser Track ist ein Outtake von meiner Incubation-Album-Session, der es nicht in die Endfassung geschafft hat. Das ist schade, weil ich zum ersten Mal mit Vocals gearbeitet habe, die von meiner allerliebsten Freundin Steffi Parnow eingesungen wurden. Ich habe den Track immer sehr gemocht, aber irgendwie hat er nicht zu 100 Prozent in das Albumkonzept gepasst und ich habe mich gefragt, ob er jemals das Licht der Welt erblicken wird. Dann hat mich die Groove gefragt, ob ich nicht einen Track für ihre fünfzigste CD habe – und so hat er letztendlich ein perfektes Zuhause gefunden. Viel Spaß!“
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09. Magazine – Favory
„Wir nahmen uns sehr lange Zeit für eine Auseinandersetzung mit unserem eigenen Dasein und wählten schließlich einen Track aus, der uns wegen der Hi-Hat besonders passend schien.“
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10. Henrik Schwarz – Blazing Atlantis 2013
„Bei meiner Suche nach außergewöhnlichen Basslines verfolge ich manchmal die Strategie, zwei Stücke oder zwei Solospuren mit verschiedenen Tempi nebeneinander herlaufen zu lassen. Dabei entsteht natürlich eine Menge Unfug und Kakofonie. Wenn man genau hinhört, findet das Ohr manchmal in all der Verwirrung aber eine Struktur, die herausleuchtet und zu einer Melodie oder eben Bassline führt, die ungewöhnlich ist. Damit hat dieses Stück angefangen. Ich denke an ein U-Boot, das im trüben Wasser taucht. Das Echolot schickt die Strahlen aus und ganz weit entfernt und tief unten leuchtet Atlantis. Da wollen wir heute hin.“
[audio:10_Henrik_Schwarz-Blazing_Atlantis_2013-Clip.mp3]
11. Kettenkarussell – Haller
„Dieses Lied hat vielleicht seinen Ursprung in einer Zeit, als wir nie daran gedacht hätten, mal Musik mit einer geraden Bassdrum zu machen. Wir saßen damals gemeinsam vor dem Rechner und haben an diversen Musikprogrammen rungedaddelt. Irgendwann kam dann bei dem Versuch, Post-Rock und Hip-Hop zu verschmelzen, Techno heraus. Heute sind wir froh, dass durch das improvisierte Live-Spielen und die Momente davor und danach immer noch manchmal Lieder wie diese entstehen – Lieder, bei denen wir nicht unbedingt die Disko im Kopf haben und die uns vielleicht deshalb sehr verbinden.“
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12. San Laurentino – Anticipation
„Die Fähigkeit der Vorausahnung ist eine sehr wichtige Sache beim professionellen Basketball. Was definiert einen guten Spieler? Die Antizipation. Mit diesem Track habe ich versucht, diese Fähigkeit in Form von Musik umzusetzen. Frühe US-House-Rhythmen gemischt mit deepen Piano-Akkorden. Vorausschauen, den Assist bekommen und dann zum Abschluss der Slam Dunk! Klingt einfach, ist aber schwierig umzusetzen.“
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13. Jenifa Mayanja – Stranger Things Have Happened
„‚Stranger Things Have Happened‘ ist ein Stück von meinem gleichnamigen, dritten Album, das ich dieses Jahr veröffentlichen werde. Ich denke, der Track ist ein guter Anknüpfungspunkt für Fans meines Sounds und gleichzeitig ein geeigneter Einstieg in meine musikalische Sichtweise für Leute, die mich noch nicht kennen. Es ist mein Signatursound: Ein umfassend geschichteter, reichhaltiger Track, in dem ich mit meiner Stimme spiele, Ethno-Rhythmen einfließen lasse und über die Wohlfühlgrenzen von Deep House hinausgehe – in einen Bereich, in dem der Hörer ein tiefes Verständnis für diesen Sound gewinnt.“
[audio:13_Jenifa_Mayanja-Stranger_Things_Have_Happened-Clip.mp3]
Diverse – Groove CD 50
01. Marcus Worgull & Motor City Drum Ensemble – Yaiza
02. Move D – Wanna Do
03. Tuffy City Kids – Meshnerize
04. Douglas Creed – Sociopath
05. Sandrow M. – Hyde & Clyde
06. Radio Slave – Tantakatan (Mr. G’s Nightwatch Dub)
07. Benjamin Damage – Simulation
08. Function – Golden Dawn
09. Magazine – Favory
10. Henrik Schwarz – Blazing Atlantis 2013
11. Kettenkarussell – Haller
12. San Laurentino – Anticipation
13. Jenifa Mayanja – Stranger Things Have Happened
Ab 21. Februar mit der neuen Groove im Handel!