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TEST Gibt es den ultimativen Kopfhörer?

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Text: Gregor Wildermann
Erstmals erschienen in Groove 139 (November/Dezember 2012)

Schlüssel, Geldbeutel, Handy und Kopfhörer. Das ist wohl die übliche Ausstattung, ohne die man kaum die Wohnung verlässt. Dabei haben Kopfhörer mit Fahrrädern oder Tiefkühlpizza eines gemeinsam: Keiner gleicht sich in Klang oder Passform und manch Schnellkauf rächt sich eher als gedacht. Die steigende Zahl von Smartphones und entsprechender Geldbeutel der Zielgruppe ruft immer mehr Firmen auf den Plan, uns entsprechende Klangaffen auf den Kopf zu setzen. Doch welches Modell soll es am Ende sein? Gibt es den ultimativen Kopfhörer? Der beste Ratgeber ist eine gute Übersicht der technischen Möglichkeiten und ein Test mit eigener Soundquelle. Auch Details wie zwei getrennte Kabel für HiFi-Sound oder Kompatibilität mit gängigen Smartphones (durch eingebaute oder mitgelieferte Fernbedienung im Kopfhörerkabel) sollte man beachten. Alles andere ist Geschmack und erklärt sich mit dem ersten Kopfnicken.

 

Nixon Stylus

Wer ein Snowboard hat oder Modemessen nicht allzu gruselig findet, dürfte die US-Firma Nixon schon länger kennen. Mit ihrem neuen Stylus-Modell beweisen sie, wie man einen kostengünstigen Alltagskopfhörer in den Laden bringt und trotzdem die wichtigsten Details nicht vergisst: Passform und Soundqualität sind sofort überzeugend; den knackigen Bass und die angenehme Einstellung der Höhentöne trifft gerade bei den meisten Stilarten elektronischer Musik genau die richtige Balance. Der in olivgrüner, schwarzer oder weißer Farbe erhältliche Kopfhörer bleibt zwar geklappt ein etwas sperriger Begleiter, dürfte dafür aber auch entsprechend langlebiger sein.

Max. Schalldruckpegel: 101 db
Gewicht: 175 Gramm
Preis: 130 Euro

 

Sennheiser Momentum

Fast grazile Edelstahlbügel, fein genähte Schaflederüberzüge und ein Formdesign, bei dem der Begriff Retro etwas in die Irre führt. Ein Blick auf das Preisschild verrät, dass dieser Kopfhörer nicht nur ein Begleiter für Fashionvictims sein will. Die flachen und großen Muscheln sitzen perfekt, das Gewicht spürt man kaum und der Klang erinnert an ein Profistudio statt der üblichen Rumpelkammer vieler Billigmodelle. Selbst kleinste Klangnuancen kann der Momentum deutlich abbilden und erst bei einem Dauerfeuer von Basstönen ahnt man, dass man die Membranen lieber etwas schonen sollte. Nennenswertes Designdetail: Der Metallstecker ist seitlich abklappbar, und allein dafür hätte Sennheiser einen Preis verdient.

Max. Schalldruckpegel: 110 db
Gewicht: 190 Gramm
Preis: 300 Euro

 

Urbanears Zinken

Eigentlich dürfte die Farbe eines Kopfhörers nicht das wichtigste Argument beim Kauf sein und doch muss man zugestehen, dass kaum eine andere Firma zehn verschiedene Colourways auf die Reihe bringt. Das neue Modell versteht sich im Gegensatz zum Casualexemplar Plattan eher als DJ-Kopfhörer, was in erster Linie an der drehbaren Muschelaufhängung und einer weitaus besseren Polsterung des Bügels erkennbar ist. Auch beim Klangbild treten deutlich mehr Kontraste auf, wobei die Muschel in der Größe durchaus noch hätte wachsen können. Die beste Idee findet man beim Zinken zum Ende gleich beim Stecker: Dank elastischer Gummierung dient dieser nämlich gleichzeitig als Kabelaufroller.

Max. Schalldruckpegel: 98 db
Gewicht: 250 Gramm
Preis: 100 Euro

 

Incase Sonic

Schon auf den ersten Blick verrät das Sonic-Modell mit seinen fließenden Rundungen und wellenförmigem Bügeldesign, dass Komfort hier an erster Stelle steht. Und da liegt es auch nahe, dass der Kopfhörer beim Red Dot Design Award 2012 ausgezeichnet wurde. Aber was steckt in dem schönen Stück? Das Klangspektrum ist durchaus ausgewogen und die großen Ohrmuscheln lassen den Sound nie erdrückend wirken. Aber vor allem der Bass hätte etwas mehr Druck verdient. Je nach Genre oder Klangqualität der Musikquelle wünscht man sich doch manchmal etwas mehr Dynamik. Dafür dürfte man aber gerade während der richtig kalten Wintertage den vielleicht angenehmsten Ohrenwärmer mit sich herumtragen.

Max. Schalldruckpegel: 103 db
Gewicht: 220 Gramm
Preis: 150 Euro

 

AKG K551

Wer diesen Kopfhörer in erster Linie wegen den drei Buchstaben der österreichischen Firma kauft, hat in seiner persönlichen Playlist sehr wahrscheinlich zu jedem einzelnen Track eine eigene Equalizereinstellung abgespeichert. Die 50 mm großen Treiber definieren beim neuen K551 dominant die Bauweise, wobei das sehr klare Design und die hellblaue Kabelschnur beim silberfarbenen Modell diesen Kopfhörer trotz seiner Größe und Klangstärke nicht peinlich wirken lassen. Abseits von Äußerlichkeiten ist eben das Klangvolumen das beste Argument – hier verzerrt nichts und alle Extreme werden bei einem weiten Stadionklang (die Firma nennt es selbst „Real Image Engineering“) gut ausbalanciert.

Max. Schalldruckpegel: 105 db
Gewicht: 270 Gramm
Preis: 279 Euro

 

Monster Inspiration

Die Kopfhörer der Beats-Reihe haben neben Fußballstadien schon längst das Alltagsbild geprägt und deutlich gemacht, dass ein bestimmtes Publikum für druckvolle und auch durchaus auffallende Kopfhörer viel Geld bezahlt. Das Modell Inspiration wirkt dagegen deutlich dezenter, kann aber durch ein wechselbares Headband in mehr als einem Dutzend verschiedenen Farben personalisiert werden (zwei davon werden gleich mitgeliefert). Durch seine aktive Rauschunterdrückung spielt dieser Kopfhörer in einer immer weiter wachsenden Kategorie, die jedoch mit ihren ganz eigenen Vor- und Nachteilen verbunden ist. Während der Klang überzeugt, können die extrem dicht sitzenden Kissen der Ohrmuschel bei wärmeren Temperaturen einen Sauna-Effekt hervorrufen.

Max. Schalldruckpegel: 110 db
Gewicht: 300 Gramm
Preis: 299 Euro

 

Logitech UE6000

Der Firmenname war bisher für Tastaturen und Fernbedienungen bekannt, aber unter dem UE-Branding will Logitech nun auch den stetig wachsenden Lifestylemarkt erobern. Eines ihrer ersten Kopfhörermodelle besitzt dafür auch gleich mal aktive Rauschunterdrückung, kommt aber im Gegensatz zum 9000-Modell noch mit einem regulären Kabel (mit Zweifach-Splitter für Mithörer) auf die Welt. Passform und Tragekomfort des UE6000 überzeugen sofort und auch beim Klangbild macht dieses Modell nichts grundsätzlich falsch. Die Betonung liegt deutlich auf den Bässen, das Klangvolumen könnte aber deutlich mehr Raum haben. Preis und Gewicht dürften der Konkurrenz durchaus Kopfschmerzen bereiten.

Max. Schalldruckpegel: 105 db
Gewicht: 270 Gramm
Preis: 199 Euro

 

Parrot Zik

Das Ledersofa unter den Kopfhörern und in der Riege der Noise Reduction-Kopfhörer. Dank des Designs von Philippe Starck ein sehr gutes Beispiel, wie neue Ideen einen Alltagsgegenstand verändern können. In der rechten Ohrmuschel funktioniert die Außenseite wie ein Touchscreen, über den Lautstärke oder Titelwahl mit einfachen Fingerwischen aktiviert wird. Nach wenigen Sekunden mag man konventionelle Schaltertasten gar nicht mehr bedienen. Über eine eigene App kann man am Smartphone oder Tablet das Klangbild auf die jeweilige Musik anpassen. Knackige Bassdrums im 4/4-Takt sind nicht der beste Freund des Zik, aber das eigene Spektrum sollte ja noch andere Genres parat haben.

Max. Schalldruckpegel: 110 db
Gewicht: 325 Gramm
Preis: 349 Euro

 

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