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Zeitgeschichten: CAN

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Obwohl häufig in einem Atemzug genannt, trennten Can und Kraftwerk ästhetisch und musikalisch gesehen ja auch Welten. Dieser kühle, strenge Look mit den Anzügen. Das war doch eigentlich das Gegenteil von dem, was ihr verkörpert habt.

Czukay: Die kamen halt aus Düsseldorf, und das ist nun mal eine Modestadt. (lacht) Aber im Ernst, das war natürlich alles Kalkül. Du entwickelst ein Design – in dem Fall die Mensch-Maschine – und hängst dich daran. Das wird dann so eine Art Selbstläufer. Aber ab einem bestimmten Punkt konnte ich da einfach keine weitere Entwicklung mehr sehen. Verstehe mich nicht falsch: Autobahn war natürlich genial, Ralf und Florian (Schneider, Anm. d. A.) haben großartige Sachen gemacht. Aber die Idee war irgendwann einfach ausgereizt. Also für mich zumindest. Es gab dann andere Formen von elektronischer Musik, die ich spannender fand.

In Köln gab es immerhin noch eine Band wie Floh De Cologne, die sehr politisch war. Konntet ihr denn damit etwas anfangen? Inwieweit waren Can selbst politisch?

Schmidt: Wir waren eher unpolitisch, aber die Tatsache, dass ein Dirigent seine Karriere wegschmeißt und eine Rockgruppe gründet, entsprach natürlich schon irgendwie diesem Gefühl von 1968. Auch dass wir ein Kollektiv gegründet haben. Das ist natürlich irgendwie politisch. Unsere Art zu produzieren war politisch, aber unsere Texte selbst waren nicht politisch. Wir hatten auch nichts mit Floh De Cologne oder so zu tun, das war gar nicht unser Ding. Aber wir haben tatsächlich mal ein Konzert bei einer Veranstaltung von einer Jugendorganisation der DKP gespielt, in einer Liederhalle in Stuttgart. Die haben halt gezahlt wie jeder andere Veranstalter auch. Aber was da musikalisch ablief, das war ein Graus. Diese politischen Liedchen! Und die sind dann wirklich alle aufgestanden und haben die Faust geballt. Nur beim Auf- und Abbau war es mit der Solidarität vorbei, wir mussten unseren ganzen Kram nämlich alleine schleppen. Am Ende waren dann nur noch zwanzig Leute da. Die haben uns dafür bezahlt, dass wir aufhören. Ich glaube, beide Seiten waren froh, als es endlich vorbei war.

Ab Ende 1971 hattet ihr euer eigenes Studio in Weilerswist und habt fortan mindestens ein Album pro Jahr veröffentlicht. Wie wichtig war es, permanent produzieren zu können?

Czukay: Das hat uns natürlich enorm beflügelt. Die technische Ausstattung war zwar sehr einfach, aber der Wille, sich nicht einbinden zu lassen, war sehr groß. Allein schon die Räumlichkeiten haben eine ungeheure Energie freigesetzt. Wir hatten halt nie den Druck, eine Platte in zwei, drei Wochen fertigstellen zu müssen, sondern völlige Autonomie. Das darf man nicht unterschätzen. Und trotzdem waren wir nie faul, sondern haben eigentlich immer gearbeitet. Wir haben das wahnsinnig ernst genommen, was wir da machen.

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