Text: Timon Engelhardt
Erstmals erschienen in Groove 136 (Mai/Juni 2012)
Ein schrottreifer Transporter, in der Fahrerkabine mit bunten Sturmhauben vermummte Gestalten: Was auf den ersten Blick wie der Versuch eines Banküberfalls aussah, entpuppte sich nach dem Ende der Pressevorführung des Bar25-Films als Guerillapromotion, Konfettikanone inklusive. Dabei wäre das gar nicht nötig gewesen, denn den Versuch der beiden Filmemacherinnen, Britta Mischer und Nana Yuriko, etwas Flüchtiges wie die Atmosphäre des vor knapp zwei Jahren geschlossenen Hedonistencamps an der Spree einzufangen, darf auch so als rundum gelungen betrachtet werden.
Aus mehr als 750 Stunden Rohmaterial ist ein Clubporträt entstanden, dem es vor allem anhand von Interviews mit vier der maßgeblich Beteiligten und mit Fokus auf das letzte Jahr gelingt, den ganz speziellen Wahnsinn zu bebildern, der die Bar25 zu einem Zentrum des internationalen Techno-Easy-Jet-Sets gemacht hat. Entstanden ist ein psychedelisches Dokumärchen, das gleichzeitig authentisch und verklärend ist, eine mitunter im positiven Sinne wirre und nicht immer widerspruchsfreie Hommage an die langen Wochenenden und die Tage dazwischen. Dass die Bar25 doch ein wenig mehr war als nur ein drogengeschwängertes Selbsterfahrungscamp mit angegliedertem Wellnessbereich, wird dabei ebenso deutlich wie der Öffentlichkeit verborgene Konflikte zwischen den Machern und Macherinnen. Man kann den knapp 300 Spendern, die durch ihre Hilfe eines der ersten Crowdfunding-Filmprojekte in Deutschland überhaupt erst möglich gemacht haben, nur für ihr Engagement danken, ebenso dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen, das eine Anschlussfinanzierung sicherstellte.
Nach den doch sehr nüchternen Beiträgen Feiern und We Call It Techno wagt der Film einen anderen Weg, den des Embedded Journalism nämlich, der mitunter auch bedeutet, sich und die Kameras als riesige Kaugummis zu verkleiden, um möglichst distanzlos arbeiten zu können und niemanden mit der Realität zu belästigen. Die verspielten und aufwendig umgesetzten Kameraideen werden dabei von einem Soundtrack unterstützt, der anhand von exklusiven Tracks und bekannten Clubhymnen recht repräsentativ das musikalische Geschehen in der Bar25 abbildet – und der parallel zum Kinostart auch auf einer Doppel-CD erhältlich sein wird, mit dabei unter anderem Margaret Dygas, Acid Pauli und Oliver Koletzki. Auch wenn Berliner Spatzen von den Dächern pfeifen, dass das letzte Wort in Sachen Bar25 noch nicht gesprochen ist, überlassen wir dieses an dieser Stelle einfach Steffi Lotta, Berlins wohl berüchtigster Türsteherin und Teil des Bewohner- und Betreiberkollektivs: „Das ist so richtig schön bescheuert, das finde ich gut.“
Bar25 – Tage außerhalb der Zeit ist seit heute auf DVD erhältlich. Wir verlosen zum Kaufstart drei Exemplare der DVD unter allen, die uns bis Donnerstag, den 23. November, eine Mail mit dem Betreff Außerhalb der Zeit schicken.
Video: Trailer – Bar25: Tage außerhalb der Zeit