Gleich der Opener „On My Street“ verspricht viel. Auf nicht einmal zwei Minuten entfaltet Maayan Nidam, früher auch als Miss Fitz und Laverne Radix unterwegs, eine perfekte Ästhetik aus grobkörnigem Soul und jazzigen Drum-Patterns, die wegweisend für Cadenza hätte sein können. Würde man dann nicht wieder die Abzweigung in den dunklen Wald der Sonntag-Nachmittags-Psychose nehmen. Brachte Nidams erstes Album Night Long seinerzeit noch ein aufregendes Havanna-Jazz-Bouquet in den trocken klöppelnden Loop-Sound der Frankfurter Schule ein, so hinterlässt ihr Debüt auf Cadenza den brennend-chemischen Geschmack eines LSD-getränkten Stück Löschpapiers auf der Zunge. Ich verstehe wohl die Idee von trippigem Funk, doch die verspulten Grooves und dieser subliminale Soul lassen zwar die Sicht flackern, bis zum Herzen dringen sie jedoch nicht immer vor. Gut, da gibt es durchaus Nummern, etwa „The Great Suspenders“ oder „Send A Pigeon“, die einen im richtigen Moment durch die After Hour zu Schleifen verstehen. Die eigentlichen Höhepunkte des Albums finden sich jedoch in genau den Momenten, da Nidam aus dem Korsett von funktionsorientierter Dance Music zu flüchten in der Lage ist. Neben dem Opener zeigen damit vor allem Interludes wie „Sunday Sunday“ oder „Lies In Love“ die Qualitäten, für die man Maayan Nidam immer so sehr geschätzt hat.
Stream: Maayan Nidam – Harmonious Funk (Snippet)