Mit Jeidem Fall veröffentlicht Detlef Weinrich, der auch bei der Düsseldorfer Band Kreidler spielt und einer der Begründer des Clubs Salon des Amateurs ist, das zweite Album seines Soloprojekts Tolouse Low Trax. In den Erstling Mask Talk ließen sich noch Anklänge an New Wave und kosmisch-krautige Discomusik hineininterpretieren, dem neuen Langspieler des studierten Bildhauers muss man hingegen Einzigartigkeit bescheinigen. Das Eröffnungsstück „Geo Talk“ gibt die Richtung vor: karge Arrangements und mächtig viel Hypnose. Die acht Stücke auf Jeidem Fall sind Drumcomputer-Musik, aufgenommen mit einer MPC, ein paar Effektgeräten und einem kleinen Synthesizer-Setup. Der Titeltrack „Jeidem Fall“ klingt wie Stammesmusik aus einem artifiziellen Paralleluniversum. Die Stimmung des Albums hat etwas Unwirklich-Entrücktes, die Rhythmik etwas Robotisches. Wenn man unbedingt will, kann man Tolouse Low Trax durchaus in eine Kontinuitätslinie stellen, die im Düsseldorf der siebziger Jahre ihren Anfang nahm, aber man muss es beileibe nicht. Von der Intention her geht es bei Jeidem Fall um Tanzmusik. Doch in seiner Produktionsweise ist Detlef Weinrich ganz sicher kein Freund jener auf Leistung gebürsteten Konventionen, die in der Clubmusik regieren. Der Tolouse-Low-Trax-Sound hält eine Soundästhetik hoch, die an einen Industrial-Kassetten-Release aus den achtziger Jahren erinnert. So unscharf und schraffiert diese Musik auch klingen mag, so mächtig ist die Wucht der Bässe. Ein seltsames und gutes Album.
Stream: Tolouse Low Trax – Geo Scan