Tom Kerridge von Label Ramp tritt mit dem neuen Label Anotherday an. Das soll sich voll und ganz der Wiederveröffentlichung vergessener Klassiker widmen. Die erste Veröffentlichung in dieser Reihe kommt von Boo Williams. Der war einer der Protagonisten der zweiten Welle von Chicago-House, die sich von Curtis Jones’ Label Cajual ausgehend ab 1994 mächtig auftürmte. Jones, auch als Cajmere und Green Velvet bekannt, gründete 1993 für den neuen Sound der Stadt das Label Relief. Leute wie Gemini, DJ Sneak, Joe Lewis, Paul Johnson oder eben der Macher selbst als Green Velvet veröffentlichten dort mit hoher Frequenz ungehobelt bouncende und hyperaktive Chicago-Jacktracks der neuen Art. Auf einer Vielzahl der Platten fanden sich immer wieder hochinteressante Zwischentöne. Gespickt mit diesen ist die Boo Williams-LP Home Town Chicago aus dem Jahr 1994, die nun auf Anotherday wiederveröffentlicht worden ist – aus welchem Grund auch immer mit verändertem Cover. Sie fängt den Sound dieser Zeit ein wie kaum eine andere Platte auf Relief. Tight geschnittene, knappe Samples, Soul-Sprengsel, vehement ratternde Snares, den Puls in die Höhe treibende Hihats, brutale Kickdrums und unzählige Verschiebungen in den Arrangements bestimmen die Szenerie dieser acht ruppigen Tracks, die, was ihre Durchschlagskraft betrifft, in jenen Tagen gewissermaßen das Chicago-House-Pendant zu den HipHop-Beats eines Pete Rock waren. Home Town Chicago hat nichts von seinem Reiz eingebüßt. Gerade im Rückblick begeistert der frühe Boo Williams auf diesem Album mit vielen kleinen Details.
BOO WILLIAMS Home Town Chicago (Anotherday)
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