Als Sängerin, die selbst einmal Teil des Celebrity-Zirkusses war, ist Billie Ray Martin gut positioniert für ein Konzeptalbum über Sein und Schein, über den Versuch von gesellschaftlichen Außenseitern, sich eine neue, glitzernde Identität zu verschaffen, und über ihr Scheitern. Die neun Songs auf H o l l y w o o d U n d e r T h e K n i f e sind düstere Elogen über Einsamkeit und Isolation. Billie Ray Martin schlüpft unter anderem in die Rolle eines Transvestiten, der sich nach Vorort-Normalität sehnt, eines Starlets, das sich einer kosmetischen OP unterzieht, und eines Casting-Show-Opfers, das mit 15 Jahren bereits denkt, alles sei vorbei. Musikalisch untermalt wird das vom Norweger Robert Solheim, der in den letzten Jahren Ambient- und Clubtracks unter dem Namen Current veröffentlicht hat. Er sorgt für unterkühlt düstere Soundscapes, die unmittelbar an nassen, von Neonlicht beschienenen Asphalt denken lassen. Nicht nur thematisch, auch klanglich erinnert das an frühe Soft Cell und Chris & Cosey. Letztere haben auch einen Remix für die begleitende EP geliefert. Und wer könnte ein besseres Artwork voll schmuddeligem Glamour besorgen als Wolfgang Tillmans? H o l l y w o o d U n d e r T h e K n i f e kriecht langsam aber nachhaltig unter die Haut.
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