Wenn man über dieses Album und Kathy Diamond spricht, muss man eigentlich schon fast mehr über Maurice Fulton reden. In den Linernotes steht zwar, dass Miss Diamond zwei Jahre lang an den Songs geschrieben hat, doch ist Mister Fultons musikalisch unverkennbare Handschrift definitiv die Grundlage, ohne die Kathys tolle Stimme, die teilweise ein wenig an Roisin Murphy erinnert, gar nicht so zur Geltung kommen würde. Prelude und Westend Records, G.I. Clubs der frühen Achtziger Jahre im Rhein-Main-Gebiet, NYC, Paradise Garage sind die musikalischen Koordinaten und Inspirationen, und doch ist es kein Retro-Album geworden, welches der alten guten Disco-Ära nostalgisch angehaucht nachheult, sondern straight nach vorne schaut und das Zeug zu einem wahren Future Classic hat.
Es macht sehr viel Spaß, den Zitaten, die Fulton hier verwendet, so langsam auf die Schliche zu kommen: beim Überhit „All Woman“, der ja schon zur Genüge und zu Recht von Kollege Gerd Janson hier abgefeiert wurde, sind es die Bassline von Lucy Pearl und der trockene Beat von „Billy Jean“, „Another Life“ ist vom Aufbau her ein „Peanut Butter“ für 2007 und „I Need You“ bedient sich der Beats von Adamskis „Killer“. Nie werden all diese Einflüsse gesampelt oder als maßgebliches Element verwendet, sondern immer mit unverkennbarem Fultonschem Sound tricky eingespielt und dann eingebunden. Hier und da blitzen mal Erinnerungen an sein großartiges Ladyvipb-Album auf Nuphonic auf, wenn „Until The Sun Goes Down“ mit schnelleren Beats oder die Original-Version von „Another Life“ mit den so vertrauten Chords und dem eher schwebenden Beatgerüst aufwarten. Bei der aktuellen 12“ „Over“ blitzt gar ein wenig Jazz in Form des nach vorne gehenden Piano-Loops auf. Man könnte nun weiter Stück für Stück vorgehen, aber ein weiterer und mittlerweile allgemein sehr, sehr selten gewordener Pluspunkt des Albums ist seine Durchhörbarkeit von Track 1 bis 14. And you won’t stop – eher ist man geneigt, gleich wieder von vorne zu starten und die Boxen noch ein Stück lauter zu drehen.
Ein Disco-Album, wie es schon lange keins mehr gab, ohne Pre-, Post-, ohne Wenn und Aber. High Heels, Lipgloss, Handclaps, Augenglitzer und Gin Tonic – okay, das gibts auch alles bei aufgesetzten Achtziger-Revivals , an denen es ja in den letzten Jahren nicht gerade mangelte, aber: Fuck all Fakes und Wannabes, Miss Diamond To You ist ein Album, welches neue Standards setzt. So wie sie Maurice Fulton schon immer gesetzt hat. Ob in Form von Produktion, DJ-Sets oder Radioshow Mixtapes. Und mit Kathy Diamond hat er eine perfekte Stimme für seine musikalischen Visionen gefunden.