In Tel Aviv ist das ein wohl wenig anders. Digital Junkies In Strange Times (Crónica) von Ran Slavin vibriert vor urbaner Anspannung und nervöser Ablenkung. Eine Nachtfahrt aus Field Recordings, durch die Metropole die nie völlig eindeutig ist, in die nie ganz klar ist was als nächstes passiert.


Stream: Ran Slavin – Digital Junkies In Strange Times

Der Ambient, den der holländische Techno-Produzent Samuel van Dijk unter dem Alias Multicast Dynamics produziert, ist entschieden geologisch und mineralogisch. Continental Ruins (Denovali) ist die bisher fünfte Folge einer mit langem Atem konzipierten Reihe strenger, körniger und an Umgebungsrauschen und Statik reichen Ambient-Alben. Beeindruckend sowohl klanglich wie auch in der Konsequenz mit der van Dijk und sein Label hier eine extrem strikt definierte Vorstellung des Genres einfach mal durchziehen.


Stream: Multicast Dynamics – Frequency Modulations

Der Ambient von 12K-Labelchef Taylor Deupree ist biologisch und evolutionär. Sein Crossmediales Album Somi (12K) entwickelt bezaubernden Schönklang entlang von zufällig wirkenden, sich aber mit mathematischer Strenge entfaltender Regeln. Ähnlich der biologischen Evolution ist das Ergebnis durch Komplexität von den einfachen algorithmischen Regeln der Kunst entkoppelt. So schafft es Deupree auf unnachahmliche Weise, hochabstrakt und technologisch zu sein und doch den Anspruch auf klangliche Schönheit und Intimität nicht aufzugeben. Zudem ist die Kombination von Grafik/Buch und CD jeweils wunderschön minimalistisch gestaltet. Ein feines Sammlerstück für altmodische Menschen, die noch CDs kaufen und zudem noch eine gewisse Wertschätzung für wohlgestaltete Klänge und Printware pflegen.


Stream: Taylor Deupree – Slown

Der weitgereiste, zurzeit in Kanada lebende Franzose Olivier Alary ist gelernter Komponist und hat als Avantgardist angefangen. Mit den Gruppen Ensemble und Chlorgeschlecht hat er algorithmische Arten der Klangerzeugung miterfunden, aber auch lupenreine Popmusik gemacht, mit so prominenten Kollaborateurinnen wie Björk oder Cat Power. Für Fiction/Non Fiction (130701), sein Debüt unter bürgerlichen Namen, spielt das technologieverliebte Kompositions- und Sounddesign seiner musikalischen Vergangenheit allerdings kaum noch eine Rolle. Das Album deutet Ambient filmisch funktional als Neoklassik-Soundtrack mit einem stark melodramatischen Einschlag, wie er in jüngster Zeit etwa von Jóhann Jóhannsson zu hören war.


Stream: Olivier Alary – Nollywood

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