burger
burger

SECRETSUNDAZE Ein Gefühl der Zeitlosigkeit

- Advertisement -
- Advertisement -

Es sind die Menschen, die das Lebensgefühl einer Stadt prägen. Beispielhaft dafür stehen Giles Smith und James Priestley, die Macher von Secretsundaze. Seit mehr als einem Jahrzehnt verkörpern sie eine alternative Ausgehkultur in London, welche mittlerweile auf der ganzen Welt Anklang findet und die Stadt um eine neue Facette bereichert. Sie stellen dem Bild der nächtlichen Clubkultur ihre eigene Version aus relaxtem Hedonismus und charmant zurückgenommener Energetik entgegen. Zwischen Mai und September veranstalten sie monatliche Partys in verschiedenen Londoner Locations, die sonntags mittags beginnen und sich bis in die Nachtstunden hineinziehen. Was anfangs eine organisatorische Notlösung war, entwickelte sich über die Jahre zu einem festen Ritual für Freunde einer gereiften und erwachsen gewordenen Tanzmusik.

Das Opening der Saison 2013 fand wie gewohnt am ersten Maiwochenende statt. Angesichts der zirka zweitausend Besucher, die dafür ins Studio 338 im Stadtteil Greenwich strömten, wurde schnell deutlich, dass von “secret” im Sinne von “unbekannt” wohl kaum noch die Rede sein kann. Im Gegenteil: mit den Jahren ist Secretsundaze zu einer internationalen Institution mit Gast-Residencies u.a. in der Berliner Panoramabar, dem Offenbacher Robert Johnson und dem Sonar Festival in Barcelona geworden. Das mag auch daran liegen, dass die Veranstalter stets ein gutes Händchen fürs Booking bewiesen. In den vergangenen Jahren luden sie unter anderem Carl Craig, Nina Kraviz und Steve Bug ein; einige große Namen feierten bei Secretsundaze sogar ihre London-Debüts. Was die Wahl der Location anging, traf der Begriff secret bei der Saisoneröffnung schon eher zu, denn obwohl das Studio 338 Platz für große Besuchermengen bereit hielt, war es – zumindest für nicht Ortskundige – gar nicht so leicht zu finden.

Wie üblich fand die Party in einem Innenhof statt, der größtenteils mit ein Zeltdach überspannt war. Die Tanzfläche war mit lustiger Dekoration ausgestattet, ein üppiges Soundsystem sorgte für hervorragenden Klang und auch die überdimensionierte Discokugel, die wie ein Maskottchen stets dabei ist, thronte an ihrem angestammten Platz über der Menge. Es war ein bunt gemischtes Publikum, das sich am Ort des Geschehens eingefunden hatte: Geschäftsleute und Hipster, Musikverrückte und Feiervolk tanzten Seite an Seite und gaben sich zur Peaktime ganz Derrick Mays treibend eklektischem Set hin. Neben ihm als Headliner und den beiden Gastgebern komplettierten Midland und Soundstream mit ihrem ausgezeichneten Sound das Musikprogramm. Während James Priestley gegen Abend mit einem abwechslungsreichen Closing-Set einen Höhepunkt des Tages bot, zogen die Besucher allmählich weiter ins Bussey Building in Peckham, wo in einer alten Warehouse-Location der Göttinger Metrolux-Betreiber XDB und James Wilson beim Abendprogramm der Eröffnungsfeier gastierten. Auch hier waren so viele Gäste vor Ort, dass am Eingang zeitweilig ein Einlasstop herrschte. Drinnen sorgte Wilson für einen rauen und etwas düsteren Sound, dem XDB mit einem treibenden House-Set folgte. Zum Schluss mobilisierte Giles Smith noch einmal alle Kräfte und bereitete dem Abend einen mehr als würdigen Abschluss.

Die gesamte Zeit über füllte ein Gefühl der Zeitlosigkeit den Raum. Manchmal erinnerte die Szenerie an Bilder, die man von Warehouse-Partys der neunziger Jahre kennt. Dann schien es, als würde Secretsundaze den unbefangen Gründergeist der Anfangsjahre geradewegs in die heutige Zeit beamen und neu erfahrbar machen. Von Rückwärtsgewandtheit kann dabei aber keine Rede sein. Vielmehr handelt es sich um eine innovative Keimzelle, die auf eine lange Erfahrung zurückblicken darf und die hervorsticht, indem sie neue Entwicklungen vorwegzunehmen oder selber in Gang zu setzen weiß. Auch der vergleichsweise hohe Anteil an jungen Künstlern, die auf dem hauseigenen Label und der Booking-Agentur aufgebaut werden, sorgt ständig für frischen Wind. “Wir haben mit unseren Partys immer gerne neue Künstler in London profiliert und viele zum ersten Mal nach Großbritannien gebracht. Daher lag es für uns irgendwann nahe, eine eigene Booking-Agentur ins Leben zu rufen”, kommentiert James Priestley. Seit der Gründung im März 2010 ist das Repertoire der Agentur auf die beachtliche Zahl von 40 Künstlern gewachsen, zu denen neben Acts der ersten Stunde wie Chez Damier, Patrice Scott, Brawther und Wbeeza nun auch Produzenten wie J Rocc und Djrum gehören, die das musikalische Spektrum erweitern. Die Bereitschaft, Risiken einzugehen und neue Künstler aufzubauen, zahlt sich auch beim angeschlossenen 12-Inch Label aus. Dort werden gerade neue Veröffentlichungen von John Daly und Flori fertig gestellt. Und eine neue Platte von Amir Alexander ist auch schon in Planung.

Das Veranstaltungsprogramm der nächsten Monate ist vielversprechend: nach zwei großen Bank Holiday Partys stehen im Juni und Juli zwei kleinere Events (“more for the love”, wie Giles sagt) an, darunter eine Rooftop-Party mit Amir Alexander und Sven Weisemann. Ende August gibt es mit Secretsundaze x Go Bang! wieder eine große Veranstaltung an zwei Örtlichkeiten. Der Reiz des Abendkonzepts liegt im besonders breit gefächerten Musikspektrum. Im vergangenen Jahr spielten dort unter anderem Ben UFO, Four Tet und Matthew Herbert. Das Programm für dieses Jahr wird noch bekannt gegeben, aber Giles Smith versichert: “Es wird riesig!”. Am 29. September endet die Saison mit einer großen Abschlussveranstaltung, für die bislang MCDE und Mr. G bestätigt sind. So ist die Stadt über den Sommer um zahlreiche Attraktionen reicher und allen, die eine Visite in London planen, sei folgende Erfahrung mit auf den Weg gegeben: Sonntags ist es dort zur Sommerzeit am schönsten!

Die nächste Secretsundaze-Party findet am Sonntag, den 30. Juni 2013, im Londoner Oval Space statt. Auf dem Line-up stehen unter anderem Sven Weisemann, Amir Alexander, Lowtec und Carsten Jost.

 


Video: SecretsundazeOpening Parties 2013

In diesem Text

Weiterlesen

Features

Paranoid London: Mit praktisch nichts sehr viel erreichen

Groove+ Chicago-Sound, eine illustre Truppe von Sängern und turbulente Auftritte machen Paranoid London zu einem herausragenden britischen House-Act. Lest hier unser Porträt.

Mein Plattenschrank: Answer Code Request

Groove+ Answer Code Request sticht mit seiner Vorliebe für sphärische Breakbeats im Techno heraus – uns stellt er seine Lieblingsplatten vor.

TSVI: „Es muss nicht immer total verrückt sein”

Groove+ In Porträt verrät der Wahllondoner TSVI, wie sein einzigartiger Stilmix entsteht – und wie er als Anunaku Festival-Banger kredenzt.