Analog elektrische Klangerzeuger wie die Modularsynthesizer von Moog, Roland oder des vergangenen Jahr verstorbenen Klangerfinders Don Buchla schöpfen einen guten Teil ihrer Faszination und Attraktivität aus den notwendig haptischen und optischen Komponenten ihrer Handhabung. Das Fehlen von Presets und Keyboard, die komplexe Bedienung des Zusammenstöpselns, Kalibrierens, an Potentiometern Feinjustierens und Synchronisierens der Module fordert und fördert eine eher versuchsweise, ausprobierende Praxis, die dem Zufall, dem Geist in der Maschine eine reelle Chance einräumt. Es muss etwas besonderes sein an den pluckernden wabernden Klängen obsoleter Maschinen, etwas das über den reinen Sound und das heimelige Gefühl des handgemachten hinausgeht. Die immense Zahl an alten, wiederveröffentlichten und neuen, den alten Abenteuergeist wiederaufleben lassenden, mehr oder minder experimentellen Synthesizer-Alben spricht hier Bände.

Wie aus dem altbewährten Arbeitsgerät etwas Brandaktuelles von zeitloser Eleganz und spontaner Qualität entstehen kann führt in dieser Frühjahrssaison die japanische Berlinerin Midori Hirano am souveränsten vor. Ihr Album Moon Synch (Alien Transistor) unter ihrem experimentellen Alias MimiCof ist das Ergebnis einer Artist Residency am EMS Elektronmusikstudion in Stockholm. Dort hatte sie unbegrenzten Zugriff auf die Vintage-Modularschrankwände von Buchla und ihre Zeit mehr als gut genutzt. Wummernde, wabernde, metallisch dengelnde Soundscapes zwischen düsterem Industrial und zartwarmem Ambient. Ein (wenn nicht sogar der) Höhepunkt des Modularsynthesizer-Hypes der vergangenen Jahre.


Stream: MimiCof – Spins

Eine andere naheliegende Stilistik die aus der kontinuierlichen, über Kabel & Potentiometer gesteuerten Modulartechnik resultiert sind Dub und kosmischer Krautrock – oder beides zusammen. In dieser spezifischen Verbindung sind Driftmachine auf Radiations (Umor Rex) und Byul.Org auf Selected Tracks for Nacht Dämonen (Alien Transistor) besonders besonders eindrucksvoll und druckvoll am Werk.


Stream: Byul.Org – City Made Of Lights

Der tendenziell düstere Maschinen-Kraut-Dub ist dem koreanischen Kollektiv Byul.Org eher Lo-Fi und dreckig geraten, den Ex-Weilheimern Driftmachine dagegen großräumig massiv und langwellig resonanzsatt. Während die Koreaner diverse Idiome vom Dark Jazz bis frickeligen Postrock bedienen – ihr Debüt ist so etwas wie ein „Best Of“ mit ausgewählten Tracks des Künstlerkollektivs aus den vergangenen Jahren – überzeugen Driftmachine neben ihrer üblichen klanglichen Präzision mit zwei epischen Remixen von Shackleton und Rafael Anton Irrisari als The Sight Below.


Stream: Driftmachine – Vermiform Burrows (The Sight Below RMX)

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