Illustration: Vina Ćurčija
Neulich bei einem Besuch in Basel kam die Sprache mal wieder auf Drogen. Wie immer, kurz bevor die Ersten auf dem Klo verschwinden, schnell noch ein angeregtes, zufällig wirkendes Gespräch über ebensolche simulieren. Kritisch auch, natürlich. Diesmal Thema: Drug-Checking. In der Schweiz gibt es das. In Deutschland seit der guten alten Rave-Zeit nicht mehr, als Eve&Rave in nassen Kellern ihren Stand aufbauten, um zu prüfen, was drin ist in dem, was rein soll.
Die Basler erzählen von ihren Erfahrungen, wie man, bevor man seine Tütchen öffnet, einen seitenlangen Fragebogen auszufüllen hat, für den man sich zwangsläufig mit seinen Drogengewohnheiten auseinandersetzen muss. Wie man aus Spaß mal das Kokain testen ließ und der Kokaingehalt dermaßen hoch war, dass man hinterher von einer ganzen Schar verfolgt wurde. Und ein DJ erzählt, wie ihm ein Veranstalter mal ein Beutelchen zuschob, das er testen ließ. 30 Prozent nur, der DJ gab es dem Veranstalter zurück und der war hinterher etwas beleidigt. Etwa 0,2 Gramm oder ein Viertel der Pille geht dafür drauf, aber nach ungefähr einer halben Stunde weiß man, ob tödliche oder einfach nur nutzlose Inhaltsstoffe drin sind. Auf Facebook-Seiten werden Pillenwarnungen veröffentlicht und wenn man will, kommen die sogar per App auf das Telefon. Steigende Konsumentenzahlen, eine ins Leere laufende Drogenpolitik, fünf Tote in diesem Jahr auf der Time Warp in Buenos Aires, zwei Tote im Londoner Fabric. Das könnten neun Argumente für Drug-Checking sein, aber in Deutschland glaubt man, also die Drogenbeauftragte glaubt das, Drug-Checking würde den Konsum nur noch mehr fördern. In Österreich hingegen glaubt der Staat, man würde Gegenteiliges erreichen, wenn man die Substanztests auf Partys finanziell unterstützt. Spanien, Frankreich, Österreich, die Schweiz, die Niederlande, alle machen es. In Deutschland gibt es nur auf Landesebene zarte Versuche, aber meist aus der Opposition heraus. Saudumm.
Denn wer weiß, was drin ist, denkt vielleicht irgendwann anders über seinen Konsum. Wer eigentlich Hilfe gebrauchen könnte, kommt bei den Tests der Droge vielleicht das erste Mal in Kontakt mit Menschen, die ihm welche anbieten könnten. Nur wer die Möglichkeit hat, zu erfahren, was er da nimmt, kann auch selbstverantwortlich konsumieren. Gebt das Hanf frei und so. Es scheint sich was zu tun in Deutschland, man könnte jetzt also ruhig mal wieder über Drug-Checking sprechen, anstatt Clubs zu schließen, weil darin Menschen sterben.
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