Gastbeitrag von Ruede Hagelstein und Amin Fallaha
Der Erfolg des aus Weimar stammenden Labels Giegling stellt für einige vielleicht ein Mysterium dar, für andere scheint es nachvollziehbar und berechtigt. Sicher spielt hier die strikte Vinyl-only-Politik eine Rolle, die aus einem Tonträger wieder ein begehrtes Sammlerstück gemacht hat. Nun hat Prince Of Denmark alias Traumprinz alias DJ Metatron auf dem Giegling-Sublabel Forum ein neues 8-fach-Album veröffentlicht, das für 100 Euro im Giegling-Webshop verkauft wurde, bereits vor offizieller Veröffentlichung ausverkauft war und schon nach kurzer Zeit für fast den dreifachen Preis auf Discogs angeboten wurde. Die Prince-Show fängt schon mit dem Artwork in der hochwertig gebundenen Box an, in der sich die acht Platten befinden. Das Album selbst beginnt mit einem Intro, das ein wenig an Jean-Michel Jarre erinnert und platziert sich auch mit einigen weiteren Tracks wie „Peace“, „88888888“ oder „Squidcall“ weiter weg von U-Musik. Ansonsten enthält 8 modernen Techno in perfekt abgestimmter Redundanz und Noir-Ästhetik, abgerundet mit peinlich genauen Unperfektheiten.
Die Dürre der klanggebenden Elemente, die rohe Mixästhetik und der übermäßige Einsatz von Rauschen, Vinyl-Knacksern und Fehlerhaftem ist der Abgrenzung vom Mainstream dienlich, die Prince Of Denmark anzustreben scheint. Nach dem Intro irritiert schon die fehlende Kickdrum bei „Opening Dance“. Das darauf folgende stumpfe Miteinander von launigen Kicks und einsamen Hi-Hats lenkt die Aufmerksamkeit auf das Gefühl, das diesem Album innewohnt. Die schlüssige Stimmung bildet die Stärke des über dreistündigen Gesamtwerks. Man kriecht da so rein und bleibt vom üblichen Produzentenzauber und Tanzflächen-Funktionalismus unbehelligt. Stattdessen modulieren sich weniger als eine Handvoll Klänge, die sich mal mit Glöckchen, mal mit House-Chords oder abstrakten Wellenformunfällen verstehen. Manchmal klingt das super entspannt wie „Ambient 004“, manchmal geht das nach vorne wie bei „Latenightjam“. Der Track „Cut 06“ zeigt auch, dass Prince Of Denmark immer noch Techno produziert, der ohne Probleme auf dem Berghain-Floor passieren kann. Bemerkenswert der wohlgesetzte Höhepunkt nach zweieinhalb Stunden mit dem Titeltrack „8“, der mit seinen Chören den Höhepunkt der Entrücktheit dieses Epos markiert.
Das ganze Brimborium um limitierte Vinyls, der Entsagung jeglicher Promotion und der aufwendigen Gestaltung ist nicht neu. Reduzierter Techno auch nicht. Prince Of Denmark aber treibt es hiermit eindeutig auf die Spitze. Egal wie man diese Herangehensweise bewertet, am Ende hält man hier ein sehr gutes Album in den Händen.