Spätestens dieses Jahr dürfte er den dreistelligen Bereich entern: Inigo Kennedy hat seit seinen Anfangstagen bei Labels wie dem von Karl O’Connor alias Regis betriebene ZET unter Klarnamen, aber auch Pseudonymen wie Reducer und Tomito Satori eine fast unüberschaubare Menge an Veröffentlichungen zusammengezimmert. Das Ziel blieb dasselbe und wird vom geborenen Londoner mit beispiellosem Arbeitseifer verfolgt: Es geht Kennedy um nicht weniger als den perfekten Sound. Darum, Dunkelheit mit Hochglanz zu überziehen, Genregrenzen mit Genuss zu sprengen und sich von sperrigen Beats in unerforschte Weiten treiben zu lassen. Mit Vaudeville legt der Gründer des Asymmetrics-Labels jetzt eines seiner raren – bisher erschienen nur vier, zuletzt im Jahr 2010 die glitchigen Ambient-Miniaturen von September Pieces – Alben vor. Die vorab veröffentlichten Appetizer „Lullaby“ und „Petrichor“ sind hier ebenso zu hören wie acht andere Stücke, die in der eklektizistischen Klangsprache Kennedys formuliert sind und im Verlauf einer knappen Stunde einen narrativen Bogen schlagen, der seiner Dunkelbuntheit zum Trotz viel Licht in sich trägt: Vaudeville ist vom Wissen um den Aufbruchsgeist von gestern ebenso wie unbeirrbaren Glauben an eine bessere Zukunft geprägt. Alles andere als schlicht und trotzdem ergreifend.
Stream: Inigo Kennedy – Vaudeville