Ganz gut, dass bisher niemand auf die Idee kam, die Kreation Artcore ins Leben zu rufen, Hypes sind ja immer schnell gestreut. Trotzdem: Ian McDonnell verdient ein größeres Stück vom Kuchen. Verzichten wir mal auf den Ritus Bisheriges zu preisen – „Hither, Pappy“ auf Trilogy Tapes sei trotzdem empfohlen –, hoffen wir einfach, dass die Booker von Atonal, Unsound und CTM Festival dieses Album hören, denn Spectre könnte eine Art Genre-Klassiker werden. Was natürlich irgendwie Quatsch ist, weil Eomac keine reine Techno-, Noise-, Garage- oder Dubplatte aufgenommen hat. Darin liegt dann wohl die Kunst, dass sich trotzdem alles unter einem Banner versammelt, auf dem zwar viele kleine Namen und Begriffe stehen, aber der von Eomac überstrahlt sie alle: diese elf Stücke, einzeln und vor allem zusammen, sind sein Soundentwurf. Der Titeltrack etwa breitet als Warehouse-Hymne für den Weltuntergang einen nihilistischen Duft aus. Oder auch „Shell Of Dark“ mit seinen Signaltönen und dem zweifachen Crescendo-Überfall. Wäre aber auch nur die halbe Wahrheit, denn die sich transformierenden Stücke „Deeva“ oder „You Hun Ye Gui“ lassen etwas hellere Farbstriche zu, die stellvertretend seine Chuzpe für bleepige Melodien, jubilierende Breakbeats und trippige Reverb-Schleifen reflektieren. Und selbst Aphex Twin erkennt hier etwas Spannendes. Das ausnahmslos zu empfehlende Berliner Label Killekill hängt mit seiner ersten LP die Messlatte für Nummer 2 verdammt weit hoch. In der Tat, das ist deutlich mehr als nur ein großer Wurf.
Stream: Eomac – Spectre (Snippets)