Die Hipness-Mafia hat sich schon lange von Hell und seinem Label abgewendet, auch im Clubzusammenhang wurde seinen Veröffentlichungen in den vergangenen Jahren meist wenig Interesse entgegen gebracht. Mit einem Remake des Technoklassikers „Klang Der Familie“ von 3Phase bringt er sich ins Zentrum der Aufmerksamkeit zurück, und auch das zugehörige Doppelalbum hat es in sich. Seit Anfang der neunziger Jahre veröffentlicht Hell etwa alle fünf Jahre ein Album, und jedes Mal wird ein reiches Netz aus Zitaten der Pop- und Clubmusik-Geschichte gewoben. Bei Teufelswerk hat Hell sich selbst übertroffen: Roxy Musics Brian Ferry ist ebenso vertreten wie die Detroit-Legende Terrace, das Spektrum reicht von Krautrock bis zu US-amerikanischem Mainstream-HipHop. Mit Roberto di Gioia von Marsmobil, Christian Prommer von Fauna Flash und Peter Kruder hat Hell eine Band gegründet, sich an Jean-Michel Jarre, Vangelis, Neu! oder frühen Kraftwerk orientiert und die Stücke des „Day“-Teils des Albums live eingespielt hat. Diese Musik versetzt einen in eine Zeit zurück, in der das Begehren nach elektronischen Klängen größer war als die technischen Mittel, diese zu verwirklichen. Sie macht einen emotionalen Kosmos auf, welcher der aktuellen elektronischen Musik weitgehend unbekannt ist. Die zweite, clubbezogene „Night“-CD ist zusammen mit Fetisch-Kolaborateur &Me, Anthony Rother und Mijk von Dijk entstanden. Mit Stefan Robbers, der als Terrace legendäre Detroit-Tracks produzierte, hat Hell eine Nummer produziert, ein von Dave Stewart komponierter Song wird von Bryan Ferry gesungen. Und Puff Daddy spricht eine sehr überraschende und witzige Liebeserklärung an die Afterhour-Musik. Kein Star-DJ hat so abgefahrene Ideen wie Hell, niemand verwirklicht so unmittelbar und ungebrochen. Teufelswerk ist sein faszinierendster und unwahrscheinlichster Querschnitt durch den Mammutbaum der Popgeschichte bisher.
HELL Teufelswerk (International Deejay Gigolo)
- Advertisement -
- Advertisement -
In diesem Text
Weiterlesen