Mit Miami lassen Brandt Brauer Frick vielleicht nicht unbedingt gleich die Sonne rein, aber auf jeden Fall reichlich frischen Wind in die Stube. Waren die Vorgängeralben noch stark von stoisch marschierenden 4/4-Jams geprägt, lässt man das Instrumentarium nun vollends aus dem Korsett und Formalismen der beiden Vorgängeralben in den Hintergrund treten, um Platz zu machen für reichlich Band-Dynamik. Das klingt im Ergebnis nicht nur cineastischer, offener und facettenreicher, sondern setzt auch in punkto Virtuosität noch einen drauf. Fast meint man, eine imaginäre Jam Session mit Francesco Tristano im neuen Neuköllner Studio heraushören zu können, wie zum Beispiel bei dem schwer an Aufgang erinnernden „Ocean Drive“; im Beat voller BBF’scher Sequentialität, aber oben rum voller polyrhythmischer Funkyness. Vielseitigkeit äußert sich vor allem auch in der illustren Zahl der Mitstreiter von Nina Kraviz über Jamie Lidell (toll: „Broken Pieces“ und „Empty Words“) bis hin zu Gudrun Gut, die mit „Fantasiemädchen“ Bodo Elsels DAF-Hommage in eine klackernd brummelnde Analog-EBM-Hymne verwandelt. Und selbst die Tourerfahrungen von britischen Backstagezimmern mit Rave-Step-Gebrummel von der Hauptbühne sind bei Tracks wie „Skiffile It Up“ und dessen leichten Wobbel-Bass-Anleihen nicht zu überhören. Brandt Brauer Frick, dieses mal mehr für Herz und Kopf als für die Beine, und das steht ihnen mehr als gut.
Video: Brandt Bauer Frick – Miami (Teaser)