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Strictly MAW

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Wie Phönix aus der Asche. Das wünscht sich Mark Finkelstein für die Karriere seines wiederbelebten Labels. Dabei hat sich Strictly Rhythm mit der allgemeinen Rezession eine denkbar schlechte Zeit ausgesucht, um seine beeindruckende Erfolgsgeschichte, die den Swing von House in den Neunzigern eindrucksvoll modellierte, zu wiederholen. 1989 von Finkelstein gegründet, wurde das Label mit dem imposanten Graffiti-auf-Backstein-Logo kraft der A&R-Dame Gladys Pizarro schnell zum potentesten aller so genannten Designer-House-Labels aus New York – aber vor allem zum erfolgreichsten. Während Mitbewerber wie Nu Groove oder Emotive stets Underground-Themen blieben, schaffte Strictly, allerhöchstens mit Nervous Records auf den Fersen, den Crossover in den Popmarkt. Platten wie der Ragga-House-Joint „I Like To Move It“ von Reel 2 Real, Josh Wink und sein „Higher States Of Consciousness“, das Wamdue Project mit „King Of My Castle“ oder Schmonzetten von Ultra Naté („Free“) beschertem dem Label ungeheuerliche Verkaufszahlen. Die krude Miami-Bass-House-Mixtur „Set U Free“ von Planet Soul soll alleine in den USA eine halbe Million abgesetzt haben. Maxis wohlgemerkt.
Dabei hat Strictly Rhythm, die in ihrer Blütezeit eine Taktung von zwei Veröffentlichungen pro Woche pflegten (dass so auch ein großer Misthaufen in Form von cellophanierten Lochcovern in den Läden landete, können sich auch fantasielose Menschen vorstellen), einen Katalog angehäuft, der unvergleichliche Genreklassiker birgt. So haben zum Beispiel der Deep-House-Poet Wayne Gardiner mit „The Warning“ und ein unverdorbener Roger Sanchez als Underground Solution firmierend („Luv Dancin’“), die basswarme, kontemplative und tief massierende Spielart entschepopend geprägt. Stilbildend für Strictly waren auch die Erfolge von Louie Vega und Kenny „Dope“ Gonzalez als Masters at Work. Mit einer Traube von Pseudonymen ausgestattet, produzierten die Nu Yoricans wie von der Tarantel gestochen und gehören neben Armand Van Helden und DJ Pierre vielleicht zu beständigsten Künstlern der Firma. Schlüssig, dass diese Zwei also die vorliegende Werkschau des Hauses kompilierten, die den neuen Releases des Labels den Weg bereiten soll. Hier auf drei CDs im ungemixten DJ-Format vorliegend, finden MAW eine für sie sensationell ausgewogene Methode, die eigenen großen und oft genug weniger großen Taten mit Stücken aus der Blütezeit des Labels zu vermischen. So verstehen sich die slammenden und spürbar zeitgemäßen „Duck Beats“ für Barbara Tuckers Vocal-Hymne „I Get Lifted“ prima mit den trippigen Mole People, und Soulsongs stehen einträchtig neben Testosteronspritzen für verblichene englische Superclubs (The Boss „Congo“). Vielleicht bin ich Nostalgiker, aber der Groove des besten und gleichzeitig grauseligsten Houselabels aller Zeiten ist für mich immer noch ill.

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