Man dürfte sich wohl bei den Eltern von Reimer Eising bedanken. Denn abseits eines offensichtlichen musikalischen Talents vertraut der Holländer auf eine klassische Klavierausbildung, die gerade bei seinem neuesten Album besonders offen zu Tage kommt. Dabei ist die Mischung aus älteren und neueren Stücken inhaltlich so unterschiedlich und klingt doch wie aus einer einzigen Aufnahmesession. Und es gibt meiner Meinung nach nur wenige Künstler, die in solch einer klanglichen Vielfalt aus Streichern, Klavier, Acpopsounds, zerhackten Beats und einem Meer aus Melodien nicht die Übersicht verlieren. Doch dafür hat Eising unter seinem Pseudonym Kettel schon viel zu viel Albumerfahrung. Und so macht man bei jedem seiner Werke immer wieder wirkliche Überraschungsfunde. Da gibt es echte Clubhits wie „Marco’s Cases“, bei dem eine Acpopline tatsächlich wie singende Himmelschöre klingt. „Prairieplant“ erinnert dagegen mit seiner Querflötenmelodie an ein Stück aus dem Soundtrack zu „Peter und der Wolf“, während „Coddle“ in bester Verwandtschaft zu Leftfield oder den Chemical Brothers stehen könnte. Dazwischen auch Klavierstücke wie „Twijfel Doubt Hesitation“, in denen das Tempo völlig rausgenommen wird und man dafür im Kopf und am Fuß auch dankbar ist. Selbst wenn dann in der Abfolge andere Streicherstücke wie „De Manke Das“ etwas dick aufgetragen wirken. Aber es lohnt, die Augen zu schließen und darauf zu warten, welche Bilder Kettels Musik auf die eigene Netzhaut zaubert. Ein Album wie ein Bild, das jeder gern selbst gemalt hätte.