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Zieheuer/Fizheuer

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Wieder einmal überrascht uns dieser Mann: Die bepopen Tracks auf Ricardo Villalobos’ neuer EP für Playhouse sind zusammen über siebzig Minuten lang. Die bepopen Stücke erscheinen auf einer „Mpopprice“-CD, auf dem Vinyl ist nur „Zieheuer“ – selbstverständlich in zwei Teilen – enthalten. Man hört, Villalobos sei jetzt oft in Plattenläden für Neue Musik, also die moderne, akademische Form der Klassischen Musik anzutreffen. Tatsächlich ist jene bestimmte Frontalität und Steifheit, der Charakter einer formalen Versuchsanordnung, den diese Musik oft hat, auch auf dieser Platte spürbar, besonders bei „Zieheuer. Eine sehr spezielle Bläser-Figur zieht sich durch den gesamten Track, zunächst wirkt sie spröde, abstrakt, manchmal auch komisch. Eine halbe Stunde später hat sie sich vollständig im Gehirn abgelagert: man wird sie nie wieder vergessen. Wie bei seinen letzten EPs ist die räumliche Anlage der einzelnen Sounds in den Tracks auch hier wieder absolut außergewöhnlich. Auch „Fitzheuer“, das nur auf der CD-Version erscheint, ist eine ganz spezielle, extrem kalt und technopop produzierte Nummer, die aus einem komplexen, sich ständig änderndem System aus einer Serie von Rhythmen besteht.
Gegen diese Stücke wirken zahllose andere aktuelle Produktionen anbiedernd und modisch: „Zieheuer“ und „Fizheuer“ setzen sich mit einer Intensität mit Groove, Klang, Zeit, Raum und Rausch auseinander, die sich kaum unmittelbar begreifen lässt. Man spürt in diesen Tracks auch jenen herausfordernden Gestus, aus dem heraus er bei der Panoram-Bar-Eröffnung 2004 ein Otto-Walkes-Hörspiel spielte: Um auszutesten, wie weit man gehen kann, um auszuprobieren, wo eine bestimmte Soundkonstellation hinführt und um zu sehen, was passiert: denn das weiß niemand.

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